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Sänger: Karl Lieck

Wassenberg1420

Haus Alt Holland, Ende des 19. Jahrhunderts als Wald-Hotel gegründet, erlebte eine Geschichte als Hotel, Tanzlokal, Lazarett, Militärkommandantur. Von Angelika Hahn

Die aktuelle Ausstellung im Wassenberger Bergfried über die Seidenweberei Krahnen & Gobbers blättert auch ein interessantes Kapitel Sozialgeschichte der Stadt auf, zusammenhängend mit reger Bautätigkeit von Werkswohnungen und der Entwicklung der Wassenberger Oberstadt.

Eine besondere Rolle spielte Haus Alt Holland für das gesellschaftliche Leben der Stadt vor und kurz nach dem Krieg. Wassenbergs Heimatkundler Karl Lieck hat für die Ausstellung sein Wissen über Alt Holland zusammengetragen. Das Haus war schon bevor 1894 die Seidenweberei in der unteren Fabrik an der Erkelenzer Straße ihren Betrieb aufnahm, als "Wald-Hotel" in Besitz der Geschwister Graab bekannt - als "Treffpunkt der besseren Gesellschaft", wie es Heribert Heinrichs in seiner Wassenberg-Chronik ausdrückt.

Aus einer Waldwirtschaft wurde Ende des 19. Jahrhunderts das Wald-Hotel und spätere Gästehaus Alt Holland der Seidenweberei Krahnen & Gobbers. Etliche alte Postkarten aus der Sammlung von Sepp Becker vom Heimatverein Wassenberg zeigen das bekannte Hotel-Restaurant im
Aus einer Waldwirtschaft wurde Ende des 19. Jahrhunderts das Wald-Hotel und spätere Gästehaus Alt Holland der Seidenweberei Krahnen & Gobbers. Etliche alte Postkarten aus der Sammlung von Sepp Becker vom Heimatverein Wassenberg zeigen das bekannte Hotel-Restaurant im "Luftkurort Wassenberg".

1920 kaufte Krahnen & Gobbers das Hotel als Gästehaus für Geschäftspartner. 1928, so schreibt Lieck in einem Aufsatz über die Geschichte des Hauses, wird das Waldhotel total umgebaut und erweitert zu einem damals hochmodernen Kurhotel. Presseberichte von der Eröffnung schreiben von mehreren Tausend Gästen aus nah und fern und den Niederlanden und vielen Automobilen, aus denen vornehme Herrschaften stiegen. Kein Wunder: Hatte doch die Fabrik ihre Wurzeln am Niederrhein in Krefeld und zog entsprechend Publikum an. Und Wassenberg legte Wert auf den Zusatz Luftkurort, der auch auf alten Postkarten von Alt Holland zu lesen ist.

Eindrücke von Haus Alt Holland - dessen charakteristischer Namenszug noch heute auf dem Gebäude an der Erkelenzer Straße zu lesen ist - kurz vor und nach dem Krieg. Heimatvereinsvorsitzender Sepp Becker, einige Jahre jünger als Karl Lieck, erinnert sich daran, als kleiner Junge nach dem Krieg mit Freunden die feinen Damen in ihren Abendkleidern bewundert zu haben. "Wir haben uns um die Fenster herumgeschlichen. Das war für uns damals eine andere Welt." Das Restaurant besaß gediegene Gasträume, eine Terrasse und einen Festsaal, dessen Flucht am Eingangsweg zum Judenbruch immer noch erkennbar ist. FOTOS: Archiv des Heimatvereins










Lieck erlebte als Kind in den 1930er Jahren den Parkplatz neben dem Hotel oft voller schwarzer Luxuslimousinen. Ein damals bekanntes Original, Heinrich Jansen, "fungierte, mit grauer Uniform ausgestattet, als Parkplatzwächter, und die Fahrer polierten die Wagen ihrer Herrschaften. Für uns Kinder war all dies höchst interessant".

Im September 1944 wurde die Stadt Frontgebiet, aus den Hotelräumen wurde ein Hauptverbandsplatz für verwundete Soldaten der Rur-Front, der in enger Kooperation mit dem Lazarett im Marienhaus im Judenbruch stand. Liecks Aufsatz zitiert auch Zeitzeugen wie den früheren Wassenberger Stadtdirektor Walter Windeln, der Hilfsdienste an beiden Lazarettplätzen leistete. Eine weitere Station seiner wechselvollen Geschichte erlebte Haus Alt Holland nach dem Einzug alliierter Truppen in Wassenberg am 28. Februar 1945. Das Haus wurde Militär-Kommandantur, die das öffentliche Leben regelte, über Sperrstunden wachte und Betriebserlaubnisse aussprach.

Karl Lieck: "Gerne erinnere ich mich an die Kantine (Messe) für die britischen Soldaten, die sich kurz nach Kriegsende in den Restaurant-Räumen befand. Die Tommys, wie wir sie nannten, waren uns Kindern gegenüber meist großzügig. Wenn sie gut gelaunt waren, bekamen wir Kaugummis oder auch schon mal Schokolade. Zigarettenkippen, die die Soldaten wegwarfen, waren für uns sehr begehrt, denn aus drei Kippen konnte man eine Zigarette drehen, die wir für drei Reichsmark (RM) verkaufen konnten. Vor der Kantine standen oft Lieferwagen mit Lebensmitteln für die Küche. Die mutigeren Kinder versuchten, etwas vom Wagen zu stibitzen, denn Hunger war unser steter Begleiter."

Nach Kriegsende war Alt Holland Quartier der Sprengkommandos, die in Wassenberg und Umland viele Minen aufspürten und sprengten. "Von diesen Minensuchern ließen sich viele in der Stadt nieder, etliche arbeiteten später auf dem Wildenrather Flughafen", berichtete Lieck.

Ende der 40er Jahre wurde Alt Holland wieder Gaststätte und Veranstaltungssaal. 1947 hielt dort die Karnevalsgesellschaft "Nü-Wasseberch" ihre erste Kostümsitzung, später die KG Kongo. Auch der Theaterverein "Bühnenfreunde" aus der Oberstadt gab ab 1947 in Alt Holland seine Vorstellungen.

Lieck: "Allmählich entwickelte sich Alt Holland wieder zum Nobel-Restaurant, Treffpunkt der ,besseren' Gesellschaft.

Man sah wie vor dem Krieg die Nobelkarossen von nah und fern, auf der Stahl-Tanzfläche schwang man das Tanzbein, oft auf dem Klavier begleitet von Heribert Heinrichs, dem späteren Ehrenbürger unserer Stadt." Die Theaterbühnen Aachen und Neuss gastierten hier. Der Tennis-Club Blau-Weiß veranstaltete seine Bälle.

1958 wurde der Restaurantbetrieb eingestellt. In die Räume zog eine Näherei, später wurde das derzeit leider leerstehende Haus zu Wohnungen umgebaut.

Quelle: RP vom 16.1.2016


„Alt Holland”: Treffpunkt der feineren Gesellschaft

Schon bevor im Jahre 1894 — vor 121 Jahren — die Seidenweberei Krahnen & Gobbers in der unteren Fabrik an der Erkelenzer Straße ihren Betrieb aufnahm, existierte gegenüber am Eingang zum Judenbruch eine kleine Waldwirtschaft der Geschwister Graab aus Wassenberg.

„Alt Holland“ trug einst den Namen „Waldhotel“, wie dieses Motiv aus längst vergangenen Zeiten dokumentiert. (Archiv Karl Lieck)
„Alt Holland“ trug einst den Namen „Waldhotel“, wie dieses Motiv aus längst vergangenen Zeiten dokumentiert. (Archiv Karl Lieck)

Heribert Heinrichs beschreibt diese Waldwirtschaft als „Treffpunkt der besseren Gesellschaft“ (H.Heinrichs, „Wassenberg“, S. 361).

Ob die Waldwirtschaft von Beginn an den Namen „Waldhotel“ trug oder erst, nachdem die Firma Krahnen & Gobbers 1920 das Anwesen kaufte, ist mir nicht bekannt. Das Haus wird aber Krahnen & Gobbers als Gästehaus für ihre Geschäftspartner gedient haben. Die Heinsberger Zeitung schreibt am 3. November 1919: „Das Waldhotel hierselbst ist durch Kauf in den Besitz der Firma Krahnen & Gobbers, mech. Seidenwebereien übergegangen. Hoffentlich wird es seinem jetzigen Zweck erhalten bleiben.“

Im Frühjahr 1928 wird das Waldhotel total umgebaut, mit einem Erweiterungsbau versehen und zu einem hochmodernen Kurhotel eingerichtet. Am 1. Mai 1928 ist es so weit: Das bisherige Waldhotel der Firma Krahnen & Gobbers wird unter dem Namen „Alt-Holland“ neu eröffnet. Die Heinsberger Zeitung berichtet am 4. Mai 1928: „Am 1.Mai fand morgens 11 Uhr die Eröffnung der Gaststätte „Alt Holland“, früher Waldhotel, statt. Der Festakt, dem der Bürgermeister von Wassenberg, der Gemeindevorsteher, der Direktor der Firma Krahnen & Gobbers beiwohnten, gestaltete sich recht eindrucksvoll. Der neue Inhaber, Herr Wexler, brachte bei seiner Begrüßung zum Ausdruck, dass er alles dafür tun werde, damit Wassenberg als Luftkurort seinen alten Ruf wieder erlangt. Bis zum späten Abend besuchten mehreren Tausend Gäste aus Nah und Fern, darunter auch viele aus dem benachbarten Holland, das neu eröffnete Hotel „Alt Holland“. Dabei wurden mehr als hundert Pkw gezählt, überaus viele, wenn man bedenkt, dass in Wassenberg zu dieser Zeit vier oder fünf Personenwagen liefen.“

Ein besonderer Gruß aus dem Luftkurort Wassenberg.
Ein besonderer Gruß aus dem Luftkurort Wassenberg.

Meine eigenen Erinnerungen an „Alt Holland“ in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg beschränken sich darauf, dass in den 1930er Jahren an den Wochenenden der Parkplatz neben „Alt Holland“ voller schwarzer Luxuslimousinen von wohlhabenden Besitzern stand. Heinrich Jansen vom „Stern“ fungierte, mit entsprechender grauer Uniform ausgestattet, als Parkplatzwächter und die Fahrer polierten die PKW ihrer „Herrschaften.“

Kurz vor dem Krieg — 1938 — wurde rechts neben Alt-Holland ein Westwallbunker gebaut, über den zur Tarnung die Attrappe eines Wohnhauses errichtet wurde. Als die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg mehr und mehr zunahmen, wurde er zeitweise für die Zivilbevölkerung geöffnet.

Wassenberg wurde im September 1944 Frontgebiet und die deutsche Wehrmacht richtete in den Räumen von „Alt Holland“ den Hauptverbandsplatz für die verwundeten Soldaten der Rur-Front ein. Agnes Coenen-Thelen, die als Helferin zum Lazarett der Wehrmacht im Marienhaus dienstverpflichtet wurde, berichtete mir: „Die kriegsverwundeten Soldaten und Zivilpersonen versorgte man zunächst in „Alt Holland“. Dann wurden sie zur weiteren Behandlung zu uns in das Lazarett gebracht.“

Am Hauptverbandsplatz in „Alt Holland“ tat auch der stellvertretende Divisionspfarrer Edelbert Hähner Dienst. Heribert Heinrichs schreibt über ihn in seinem Wassenberg-Buch: „Manchmal wurde Pater Hähner zu Todeskandidaten für ein letztes priesterliches Gespräch (zum Gestapogefängnis in Effeld) gerufen.“

Walter Windeln erinnert sich, dass er Pater Hähner als Messdiener oft zu den Beerdigungen auf dem Soldatenfriedhof begleitete. Er selbst sowie Arnold Klothen, Josef Gerhards und Peter Stein leisteten als 16-jährige Schüler Hilfsdienste an den beiden Lazarettplätzen „Alt Holland“ und Marienhaus, wie Karin Klimmeck am 28. September 1991 in der HVZ schreibt. Pater Hähner wurde von den Alliierten am 17. März 1945 als Bürgermeister von Wassenberg eingesetzt (bis 17.8.1945).

Nach dem Einzug alliierter Truppen in Wassenberg am 28. Februar 1945 wurde in „Alt Holland“ deren Militär-Kommandantur eingerichtet, die zunächst das öffentliche Leben in unserer Stadt regeln sollte, wie Sperrstunden oder Betriebserlaubnis. Besonders streng achteten die Briten auf die Einhaltung der Sperrstunde — zunächst ab 18 Uhr. Mit der Zeit lockerten sich die Bestimmungen.

Großzügige „Tommys”

Gerne erinnere ich mich an die Kantine (Messe) für die britischen Soldaten, die sich kurz nach Kriegsende in den Restaurant-Räumen von „Alt Holland“ befand. Die „Tommys“ waren uns Kindern gegenüber meist großzügig. Wenn sie gut gelaunt waren, bekamen wir Kaugummis oder Schokolade. Zigarettenkippen, die die Soldaten wegwarfen, waren für uns sehr begehrt, denn aus drei Kippen konnte man eine Zigarette drehen, die wir für drei Reichsmark (RM) verkaufen konnten. Vor der Kantine standen oft Lieferwagen mit Lebensmitteln für die Küche. Die mutigeren Kinder versuchten, etwas vom Wagen zu stibitzen, denn Hunger war unser steter Begleiter.

Nach Kriegsende hatten in „Alt Holland“ auch Männer des Sprengkommandos ihr Quartier. Die Minensucher hatten die Aufgabe, die unzähligen Minen in den Wäldern und Feldern des Wassenberger Landes zu finden und zu sprengen. Die Tätigkeit der Minensucher war höchst gefährlich, und so mancher kam dabei ums Leben. Auch viele Zivilpersonen starben durch Minen oder Munition.

Josef Jaegers, der Eigentümer von „Alt Holland“, führte den Betrieb wieder ab etwa 1947, die Karnevalsgesellschaft „Nü-Wasseberch“ (Neu-Wassenberg) veranstaltete vor Fastnacht 1947 dort ihre erste Kostümsitzung. Zwei Jahre später war es dann die KG Kongo, die hier ihre Karnevalssitzungen veranstaltete.

Auch der Theaterverein „Bühnenfreunde“ (Oberstadt) führte in „Alt Holland“ ab 1947 seine volkstümlichen Stücke auf.

Allmählich entwickelte sich „Alt Holland“ wieder zum Nobel-Restaurant, zum Treffpunkt der „besseren“ Gesellschaft. An den Wochenenden sah man wieder — wie vor dem Kriege die Nobelkarossen von Nah und Fern und auf der Stahl-Tanzfläche schwang man das Tanzbein, oft auf dem Klavier begleitet von Heribert Heinrichs. Ich erinnere mich, dass schon Ende der 1940er Jahre die Theaterbühnen Aachen und Neuss regelmäßig in „Alt Holland“ gastierten.

Bälle des Tennisclubs

In den 1950er Jahren veranstaltete der Tennisclub Blau-Weiß hier seine Bälle, unter anderem mit dem bekannten Kölner Steingass-Terzett. 

 

1958 stellte die Familie Jaegers den Hotel- und Restaurantbetrieb „Alt Holland“ ein. Danach wurde hier für viele Jahre durch die Firma Derichs eine Näherei für Kinderkleidung betrieben. Heute befinden sich in „Alt Holland“ exklusive Wohnungen.

„Alt Holland“ ist auch heute noch ein Schmuckstück für das Städtchen Wassenberg. Foto: K. Lieck
„Alt Holland“ ist auch heute noch ein Schmuckstück für das Städtchen Wassenberg. Foto: K. Lieck

(Erinnerungen von Karl Lieck)

 

Historische Zeitungsartikel

2.10.1919 Versammlung Arbeiterschaft K&G

3.11.1920 Waldhotel an K&G verkauft

28.9.1927 Waldhotel wird renoviert

6.3.1928 Erweiterungsbau Waldhotel K&G (Herr Hilgers übernimmt Verwaltung des Hotels)

5.4.1928 Eröffnung Wirtschaft Alt Holland (früher Waldhotel) Inhaber Wexler & Sohn

5.5.1928 Eröffnung Alt Holland


Auf den folgenden Seiten finden sie einen spannenden Vergleich aktueller mit älteren oder sogar historischen Fotos. Zur Gegenüberstellung haben die Fotografen für das Gegenwart-Foto einfach die gleiche Perspektive eingenommen, in der das ältere Bild aufgenommen wurde. Um zwischen dem Bild der Gegenwart und dem darunter liegenden Foto der Vergangenheit zu wechseln, muss man nur mit dem Mauszeiger einen virtuellen Schieber bedienen. So lassen sich die Vorher- und Nachher-Bilder ganz, zum Teil oder gar nicht überlagern und vergleichen.

Diese Bilderserie wird laufend fortgesetzt.

historische Fotos: Kurt Römer
aktuelle Fotos: Oliver Hermanns, Guido Karaskiwiecz
Bildbearbeitung: Peter Hermanns, Guido Karaskiwiecz

 

Besucherkommentare 

2017-08-25 00:08

Sehr Schön!!!!

Viele tolle Bilder und bei einigen werden Erinnerungen wach.
Vielen Dank dafür.

Hilmar Winkens, jeboare 1958 in Wasseberch, vüüre an dä Eck enn dat i- erschte Hus van d´r aue Stä-er.

2017-08-24 22:26

Nikolausstraße Das weiße Haus im Vordergrund ist das Geburtshaus meiner Mutter Maria Winkens geb. Otten und in der unmittelbaren Nachbarschaft müßte das Geburtshaus von Walter Bienen´s Mutter stehen Maria Bienen geb. Berger. Beide Frauen waren Freundinnen seit ihrer Kindheit und könnten, würden sie noch leben uns manches über Wassenberg und seinen Menschen erzählen.

Schönes Foto (das Alte) kannte ich noch garnicht.

Hilmar Winkens

2016-06-23 19:52

Eine ganz wunderbare Idee, die alten und neuen Bilder aus Wassenberg gegenüberzustellen. Viele Grüße, Larissa Starozhilowa- Clemens und Heinz-Josef Clemens

2016-02-23 17:45

Liebe Freunde im Heimatverein Wassenberg,
auch ich bin durch den Bericht in der RP erst auf Eure neue Website "gestoßen". Besonders interessant ist der "Zeitsprung", sehr gute Idee.
Weiterhin viel Erfolg wünscht
Günther Merkens
Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V.

2016-01-12 18:50

Da sag mal einer, früher war alles besser. Schöner aber nicht unbedingt...

2015-12-31 14:06

Tolle Zeitreise. Manche Gebäude haben sich fast gar nicht verändert, andere völlig und wieder andere sind nicht mehr da. Gut gemacht und für alte Wassenberger ein Genuss.
Petra G. aus H.

2015-12-04 11:02

Super gemacht

Manfred

 

Wassenberg

 

Roermonder Straße

 

An der Haag

 


 

Rosstor

 


 

Graf-Gerhard-Strasse 

 


 

Parkstrasse

 


 

Nikolausstrasse

 

Am Buir

 


 

Wingertsberg

 

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Bahnhof


Erkelenzer Strasse

  

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Pützchen

 

Pützchensberg

 

 

Den flügellosen Motten auf der Spur

Walter Bienen vom Heimatverein auf dem Erdhügel, der im Mittelalter eine Fluchtburg trug. Die Motte Hoverberg liegt heute im Naturschutzgebiet. FOTO: Uwe Heldens
Walter Bienen vom Heimatverein auf dem Erdhügel, der im Mittelalter eine Fluchtburg trug. Die Motte Hoverberg liegt heute im Naturschutzgebiet. FOTO: Uwe Heldens

Motten nannten sich die Fluchtburgen des Mittelalters mit Wohnturm und Nebengebäuden. Die im Wassenberger Wald versteckte Motte Hoverberg kann bei Führungen besichtigt werden. Unterwegs mit Heimatkundler Walter Bienen. Von Angelika Hahn

Statt Sonnenschein im "goldenen Oktober" Schneeregen bei zwei Grad - keine idealen Voraussetzungen, um bei einem Waldspaziergang einen verwunschenen geschichtsträchtigen Ort zu erkunden. Doch Walter Bienen vom Wassenberger Heimatverein war gestern dennoch bereit, der Nässe zu trotzen und uns zur Motte Hoverberg zu führen.

Motte Hoverberg
Motte Hoverberg

Motte kennzeichnet hier nicht etwa das bekannte Flügelwesen, sondern eine mittelalterliche Wehranlage, bestehend aus einem aufgeschütteten Hügel mit einer Burg. Die man sich, wie Bienen erläutert, allerdings nicht im Stil klassischer Burgenromantik vorzustellen hat. Zumeist bestanden Motten wie die am Hoverberg unweit des früheren Zechengebäudes am Ossenbrucher Weg - nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Veranstaltungsplatz in Birgelen - aus einem mehrgeschossigen Wohnturm und Nebengebäuden. Allesamt aus Holz, palisadenbewehrt und mit einem Wassergraben umgeben. Ein solcher umschloss zumeist auch das Gelände einer Vorburg mit weiteren Gebäuden.

Modell einer Motte in Heinsberg
Modell einer Motte in Heinsberg

Die Motte Hoverberg liegt heute - bewusst schwer zugänglich - inmitten eines Naturschutzgebietes abseits offizieller (Wander-)Wege. Sie ist nur bei heimat- und naturkundlichen Führungen zu besichtigen, wie sie der Wassenberger Heimatverein immer mal wieder anbietet. Der Hügel mitten im Wald - die Plattform hat rund 14 Meter Durchmesser - ist wie ein Teil des Wassergrabens noch deutlich wahrnehmbar. Die Motte zeigt mit einer baufälligen Schutzhütte und maroden Holzbänken noch die Spuren früherer Nutzung als Pausen- und Feierplatz der Zechenarbeiter. Die haben offenbar auch den rund acht Meter tiefen Brunnen mit einer dicken Holzplatte abgedeckt. Walter Bienen verschiebt sie und leuchtet in den Schacht. "Interessant", sagt er. "Ich dachte lange, der Brunnen wäre längst zugeschüttet."

Motte Hoverberg
Motte Hoverberg

Von den Gebäuden gibt es natürlich keine sichtbaren Spuren mehr. Aber Bienen hat eine Skizze der archäologischen Grabungen aus den fünfziger Jahren dabei und Unterlagen aus diversen Forschungsaufsätzen. "Drei Holzgebäude müssen hier gestanden haben", sagt er. Einen 5,6 mal 5,2 Meter großen Wohnturm mit vier Eckpfosten, Stab- und Bohlenwände haben die Archäologen nachweisen können, zudem zwei weitere Gebäude mit eingetieften Kellerböden, in denen vermutlich auch Vorräte gelagert werden konnten. Scherbenfunde und sog. Blaugraue Ware des 11. und 12. Jahrhunderts gaben den Archäologen Hinweise auf die Entstehungs- und Nutzungszeit der Motte, die wohl nur von der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts genutzt worden ist. Anders die Gebäude der südlichen Vorburg, die laut Forschungsliteratur noch bis 1820 genutzt wurden. Ob der um diese Zeit abgerissene Ossenbrucher Hof ein zur Motte gehörendes mittelalterliches Landgut als Vorgänger hatte, konnte allerdings nicht belegt werden.

Wer nutzte eigentlich diese mittelalterlichen Fluchtburgen? Im Gegensatz zu den frühen Motten aus dem 9. Jahrhundert, in denen sich Siedler gegen den Normannensturm schützten, war es im 12. Jahrhundert wohl eher der niedere Landadel, der sich gegen Konkurrenten auf diese Weise abschottete, erläutert Bienen. "Damals waren Auseinandersetzungen unter verschiedenen Familien wohl an der Tagesordnung", sagt Bienen.

Turmhügelburgen, wie die Motten auch genannt werden, gab es in unserer Gegend viele. Bekannt sind die Motte Alde Berg in Dalheim oder die Tüschenbroicher Motte, auch der Wassenberger Burgberg ist ursprünglich eine Motte. Weitere dieser Burgen gibt es in Waldfeucht, Karken, Vlodrop, Rothenbach, Keyenberg und an der Ophover Mühle. Flussnahe und unwegsam-sumpfige Gelände waren bevorzugte Standorte, weiß Bienen. Und er führt uns am Schluss zu einem "verdächtigen" Hügel an der Landwehr bei der Gitstapper Mühle. "Auch das kann nur eine Motte gewesen sein", ist Bienen sicher.

Quelle: RP

INFO

Motte Hoverberg: Zweiteilige Wehranlage in der Schaagbachniederung; Hauptburg, bestehend aus einem Rundhügel von 50 Meter Durchmesser an der Basis und 6,5 Meter Höhe; von einem sechs bis neun Meter breiten Wassergraben umgeben. Hügelplattform von 14 Meter Durchmesser mit drei Holzgebäuden: Wohnturm, zwei Häuser, holzeingefasster Brunnen. Südwestlich der Hauptburg durch Wall abgegrenztes Gelände (Vorburg), 60 mal 40 Meter groß. Weiter nach Süden von Wall und Graben umschlossenes quadratisches Areal (120 Meter Seitenlänge), in dessen Südost-Ecke der Bereich des von einem Graben umgebenen Gutes Ossenbroich, 1820 abgebrochen. Scherbenfunde des 13. bis 18. Jahrhunderts.

Motte Hoverberg
Motte Hoverberg

Begriff Motte: Im Altfranzösischen "motte" gleich Erdscholle, Lateinisch "mutta" gleich Erdaushub. Turmbau auf künstlich aufgeschüttetem Hügel, normannisch-fränkischen Ursprungs. Motten boten den Bewohnern der Landgüter des Adels eine Zuflucht vor Eindringlingen. Bevorzugter Burgentyp im 11. und 12. Jahrhundert.

Beispiele:

Gewerkschaft Sophia Jacoba - Motte Hoverberg

Gut Ossenbroich - Motte blieb erhalten 

Historischer Beitrag macht aufmerksam auf die Motte

Geschäfts-, Fahrten- und Spendenkonto des Heimatvereins Wassenberg e.V.:  
Kreissparkasse Heinsberg ● IBAN DE03 3125 1220 0002 2043 60 ●  BIC WELADED1ERK