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Sänger: Karl Lieck

Wassenberg1420

 

Diese Herrlichkeit endet 1794. Franzosen besetzen Düsseldorf. Karl Theodor flieht nach München, nimmt viel Kunst mit, gründet mit dem Düsseldorfer Kunstschatz die heute weltberühmte Pinakothek.
1815 fallen die Rheinlande an Preußen.
1819 erfolgt nach Abzug der Franzosen erneut die Gründung der Düsseldorfer Malerschule. Direktor wird Wilhelm von Schadow, ein klassizistischer Bildhauer, er kommt aus Berlin. Von ihm stammt z.B. die „Quadriga“ auf dem Brandenburger Tor in Berlin. Er bringt seine begabten Schüler an den Rhein und reformiert die Lehrpläne grundlegend.
Von 1819 bis 1918 nennt sich die Schule „Preußische Kunstakademie“.
In der Zeitschrift MUT – Zeitschrift für Politik und Kulturgeschichte – von Dezember 1995 schreibt Hans Paffrath über „Meisterwerke der Düsseldorfer Malerschule 1819-1918“:

„Die Geschichte der Düsseldorfer Malerschule von 1819 bis 1918 ist zeitlich identisch mit der Existenz der Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf. Über einen Zeitraum von fast einhundert Jahren hatten dort mehrere tausend Maler studiert, viele davon aus dem europäischen Ausland (Skandinavien, Russland, Baltikum, etc.) und aus Amerika. Düsseldorf hatte sich als kleines Provinzstädtchen am Rhein mit kaum 30.000 Einwohnern (1820) innerhalb weniger Jahre zur führenden Kunstmetropole in Deutschland entwickelt und war in der internationalen Attraktivität sogar in Konkurrenz zu Paris getreten.
Rückblickend sehen wir in der Hinterlassenschaft der Düsseldorfer Malerschule heute ein komplexes Gebilde aus nahezu allen Bildthemen und Stilen, die in der bürgerlich bestimmten Kunst des 19. Jahrhunderts eine Rolle gespielt haben. Historienmalerei, Landschaft, Genre und Still-Leben sind in allen Facetten vertreten.
Romantische, naturalistische und impressionistische Gestaltung lösen einander ab und überlagern sich teilweise in einem für Düsseldorfer Kunst charakteristischen Wechsel idealistischer und realistischer Ansätze.
Die Jahrzehnte zwischen Reichsgründung (1871) und Jahrhundertwende brachten für Düsseldorf und die Düsseldorfer Malerschule gravierende Veränderungen in mehreren Bereichen. Die Einwohnerzahl der Stadt stieg bis 1900 auf über 200.000 an, begleitet von einem Bauboom infolge wirtschaftlicher Hochkonjunktur, einem sprunghaften Anwachsen der Künstlergemeinde und einer neuen Wohnkultur. Aus einfachen Bürgerwohnungen wurden prunkvolle Salons, die standesgemäß mit Werken der bekanntesten Künstler einzurichten waren. Von diesem gesteigerten Hang zu Repräsentation profitieren in erster Linie die Düsseldorfer „Malerfürsten“ Knaus, Vautier und Achenbach, deren Schaffenskraft langsam abnahm, während ihr Marktwert in bis dahin unbekannte Dimensionen aufsteigen sollte.“

Der Bekanntheitsgrad der Düsseldorfer Malerschule wuchs nicht nur in Amerika, sondern auch im europäischen Ausland und führte zu einem stetig steigenden Export von Düsseldorfer Gemälden, vornehmlich in den angloamerikanischen Raum und später bis nach Australien und Südamerika.
Die preußische Königsfamilie und die deutschen Kaiser sind ebenfalls häufig als Eigentümer bedeutender Werke der Düsseldorfer Malerschule verzeichnet.

In diese Kunstwelt hinein – wohl eine Welt für sich – dringt nun unser Wassenberger Leo Küppers vor.
Im Heimatkalender der Heinsberger Lande 1929 schildert W.J. Spehl den Lebenslauf des damals 50 Jahre alten Wassenberger Kunstmalers Leo Küppers im Rahmen eines Aufsatzes:

„Künstler aus dem Heinsberger Lande“

Die Menschen unseres Landes haben alle seit Jahrhunderten schwer ringen müssen mit des Lebens Not, Schaffen und Wirken auf ihren kleinen Ackern, am Webstuhl, auf der harten Planke der Korbmacher, in niederen Stuben, wo Gicht und Schwindsucht mit dräuender Miene neben ihnen hockten, um sie zu greifen. Selten hoben sie den von der Arbeit gebeugten Rücken zur Sonne empor, nur am Feiertag achteten sie der Blumen am Weg, und nur selten hörten sie den Vogels Sang am Bache, der durch ihre Niederungen fließt. Und auch die Ferne sahen sie gar selten, die Wunder der Ferne, die der Mensch sieht, der an den Ufern der Ströme und Meere wohnt. Ach, hätten sie nicht ihre kleinen Kirchen gehabt, sie hätten vielleicht nie gewusst, was Kunst und Kunstwerk ist. Nur um die Stunde des Abendrots, wenn sie von ihren Feldern reiten, steigt oft die Sehnsucht nach der Ferne heiß in ihnen auf, und dann summen sie die alten Weisen ihrer Jugend, die auch ihre Frauen an den Wiegen der Kinder singen. So hart war seit jeher das Leben hier. Rauh fegt der West (Wind) über das Land hin, so dass sich die Dörfer ängstlich in den Feldschluchten ducken müssen. Nur die Hänge jenseits der Rur liegen im Sonnenglanze, da rauschen die Wälder, da prunktet der Ginster, da glüht die Heide in Purpurglut.
In einem solchen Land gedeihen die Künstler nicht so leicht wie im Rheintal und an der Mosel- Und wer aus diesem Land zum Künstler wurde, der musste ernst, ja streng und ehrlich werden wie das Land selbst. In seinem Werk musste das Land seiner Heimat sich widerspiegeln. Ein echter Künstler kann die Kraft nicht leugnen, die ihm der Mutterschoß der Heimat mitgab.
Die Namen, die hier genannt werden, verdanken wir eigentlich dem Zufall. Es mag noch mehr Künstler gegeben haben und noch geben, die hier beheimatet sind, ohne dass deren Namen hier bekannt sind. Möglich, dass sie da draußen die Heimat vergaßen, möglich dass die Heimat sie vergaß. Auch soll der Bericht nicht erschöpfend sein, denn in der Presse und in der „Heimat“ ist über die bisher genannten schon ausführlich geschrieben worden, und der Raummangel verbietet uns Wiederholungen.
Darum soll im großen und ganzen hier nur eine Zusammenstellung gegeben werden…
…Leo Küppers
Altvertrauten heimischen und rheinischen Klang hat auch der Name des Malers Leo Küppers, der aus dem nahen Wassenberg stammt. Es nimmt uns nicht wunder, dass Wassenberg mit seinen Wäldern und seinen Blütengärten die Heimat eines Malers wurde. Der Name Leo Küppers war uns vertraut durch zahlreiche Abbildungen seiner Werke in Westermanns Monatsheften, in der Leipziger Illustrierten und Velhagen und Klasings Heften. Dass er ein Wassenberger sei, erfuhren wir erst, als wir in Wassenberg eine Heimatschau vorbereiteten. Das ist leider meist das Los aller Schaffenden, dass die Heimat sie nicht kennt. Und doch hat auch Leo Küppers ein unbewusstes Erbe seiner Heimat mit auf den Weg bekommen. Man rühmt Wassenberg nach, dass seine Beziehungen zu Holland in seinem ganzen Wesen ausgeprägt seien. Diese Vorliebe für das Holländische findet sich bei Leo Küppers auch, und sie ist durch zahlreiche Studienreisen nach Holland und durch das Studium holländischer Meister noch vertieft worden.
Das zeigt sich besonders in der Wahl seiner Motive, Amsterdam mit seinem Straßenleben, das Innere holländischer Bürgerhäuser mit den kühldämmerigen Dielen und den behaglichen Stuben, Spinnstuben und geschäftigen Frauen und die Gemächer der Gelehrten mit Truhen und Bücherborden. Und dazu in der dekorativen Art der Meister der klassischen Zeit Hollands, des Pieter de Hooch und des Jan Vermeer van Delft, die holländischen Trachten und blinkenden Hausrat. Bei Leo Küppers vermisst man gern die Stilhascherei der Modernen, er hat seine stille Liebe, der er treu bleibt. Seine Bilder erzählen in Behaglichkeit und Geruhsamkeit, bei ihm sind Form und Farbe noch in glücklicher Harmonie. Eine besondere Vorliebe hat er auch für scharf ausgeprägte, kluge Köpfe. Deshalb bringt er gern Gruppen am Schachbrett, klösterliche Bücherstuben mit studierenden Mönchen, Gelehrte in ihrer Stube, Kartenspieler und Politiker. Den Ernst solcher Gruppen mildert oft der köstlich feine Hauch, die zarte Spiegelung der Trinkgläser und Weinkrüge. Sein Bild „Die Schachspieler“ ist durch einen vorzüglichen Vierfarbendruck besonders bekannt geworden.
Ruhe und Besinnlichkeit spricht aus seinen Frauenbildnissen; Frauen, die lesen, Briefe schreiben, Laute spielen oder an buntscheibigen Fenstern über dem Getürm der Städte träumen. Auch darin blieb er seiner Heimat treu, dass seine Frauenbildnisse von zartem deutschem Duft umschwebt sind. Das berührt durchaus wohltuend gegenüber der Erotik mancher Moderner.
Echte Heimatkunst ist auch sein Bildentwurf: „Der Hunsrückschäfer“. Breit lagert sich das Dorf des Hunsrücks auf der fahlen, unwirtschaftlichen Hochfläche, an den Heidehängen weiden die Schafe. Aus dieser Landschaft wächst der Schäfer aus, alt und knorrig und ehrwürdig wie ein Baum. So erdverwachsen ist dieser Schäfer, gütig besorgt ist er um sein Lamm, das sich an den Dornen riss oder auf spitzen Steinen sich lahm lief.
Einiges aus Küppers Leben mag noch mitgeteilt sein: Mit 17 Jahren geht er zur Kunstgewerbeschule nach Düsseldorf mit der Absicht, Zeichenlehrer zu werden. In den Ferien arbeitet er als Kirchen- und Theatermaler in Düsseldorf, Dresden und Thüringen. Mit 21 Jahren besucht er die Akademie in Karlsruhe, danach die in München, um bei Prof. Feuerstein christliche Kunst zu studieren. Bis 1921 studiert er wieder in Düsseldorf als Schüler des Akademiedirektors Jansen, als einer der letzten Schüler des Prof. von Gebhardt, malt während seiner Ferien Kreuzwege und andere religiöse Bilder. Studienreisen führen ihn oft nach Belgien und Holland, wo ihn besonders das Reichsmuseum in Amsterdam und das Maurits-Haus in Den Haag anziehen. 1910 war er längere Zeit in Paris. 1912 erhält er bei einem Wettbewerb den großen Staatspreis. 1914 ist er wieder in Paris, wo ihn der Krieg überrascht. Auf Umwegen kommt er nach Düsseldorf und macht als Freiwilliger den Krieg mit. Nach dem Krieg führen ihn Studienreisen wieder nach Holland, Wien, Rom, Neapel, Venedig. Und alle die Eindrücke, die er auf diesen Reisen gewinnt, bleiben nicht ohne fördernden Einfluss auf seine Arbeiten. Jetzt ist er wieder in Düsseldorf ansässig.
Zurzeit, da dieser Kalender erscheint, soll im Museum in Heinsberg eine Ausstellung seiner Werke veranstaltet werden. Eines dieser Werke „Niederrheinische Spinnstube“ ist zum Ankauf für das Museum bestimmt, und wird hoffen, dass er bald auch in unserer Heimat ein dankbares Motiv für eine neue Arbeit findet.“

Das war 1930.

Geschäfts-, Fahrten- und Spendenkonto des Heimatvereins Wassenberg e.V.:  
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