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Kategorie: Verein
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Einladung zum Festakt

 


Begrüßung der Gäste am 4.November 2017 von Walter Bienen

Foto: Hermann-Josef Heinen
Foto: Hermann-Josef Heinen

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 23. Oktober 2017 wurde unser Heimatverein 120 Jahre alt.

Ein runder Geburtstag ist immer ein besonderes Fest, vor allem jenseits der „ 100 “. Wer wird schon 100 Jahre alt und älter, sehen wir mal von Joopi Heesters ab. Auch Vereine tun sich schwer, ein stattliches Alter zu erreichen.

Im Namen des Vorstandes und unserer Mitglieder, die ich hier herzlich willkommen heiße, begrüße ich Sie, liebe Festgäste, auf das Allerherzlichste.

Besonders begrüßen möchte ich unseren Schirmherrn, den Landrat des Kreises Heinsberg, Herrn Stephan Pusch,
den Bundestagsabgeordneten Herrn Wilfried Oellers,
den Landtagsabgeordneten Herrn Thomas Schnelle und die Damen und Herren des Kreistages.

Ich begrüße unseren Bürgermeister Herrn Manfred Winkens und die anwesenden Damen und Herren Stadtverordneten des Wassenberger Rates sowie die Ortsvorsteher aus den einzelnen Stadtteilen und die Vertreterinnen und Vertreter der hiesigen Stadtverwaltung.

Außerdem begrüße ich Herrn Franz-Josef Breuer, Ehrenbürger der Stadt Wassenberg.

Ich begrüße Frau Dr. Karin Hilgers, die Leiterin der Betty-Reis- Gesamtschule und weitere Mitglieder der Schulleitung.

Ich heiße die Vertreterinnen und Vertreter der Glaubensgemeinschaften unserer Stadt Frau Pfarrerin Sabine Frauenhoff von der evangelischen Kirchengemeinde und Herrn Propst Thomas Wieners von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien sowie die Vertreter der Islamischen Gemeinde herzlich willkommen.

Ich freue mich über die Anwesenheit des ehemaligen Oberkreisdirektors Herrn Dr. Thönnissen mit Gattin und des Oberkirchenrates Klaus Eberl ebenfalls mit Gattin. Begrüßen darf ich auch Herrn Steinwartz von der Volksbank Wassenberg.

Ich begrüße die Vertreter aller befreundeten Heimatvereine. Da möchte ich an erster Stelle „de Heemkundvereniging Roerstreek“ aus der Gemeinde Roerdalen nennen. Mit diesem Verein sind wir nun schon seit 50 Jahren freundschaftlich verbunden. De Heemkundevereniging hat in diesem Jahr ihr 50-Jähriges gefeiert. Dazu meinen herzlichen Glückwunsch en
Hartelijk Welkom.

Dass unsere freundschaftliche Verbundenheit zu den Heimatvereinen um uns herum nicht nur auf dem Papier steht, zeigt die Anwesenheit ihrer zahlreichen Vertreter.

Ich begrüße den Heimatverein der Erkelenzer Lande, die Heimatvereine Wegberg-Beeck und Schafhausen, den Heimat- und Kulturverein Niederkrüchten, den Historischen Verein Wegberg, den Heimatverein der Heinsberger Lande, den Heimatring Myhl-Altmyhl und den Klengerclub Elmpt.

Darüber hinaus begrüße ich Herrn Leo Reyrink vom Naturpark-Maas-Schwalm-Nette.

Ferner begrüße ich die Vertreter des Gewerbevereins, des Kulturfördervereins, des Partnerschaftskomitees, der KAB Wassenberg-Myhl des NABU – NRW und der NABU – Naturstation Haus Wildenrath.

Ganz besonders begrüße ich die Mitglieder des Männergesangsvereins Wassenberg sowie die Mitglieder des Quartettvereins Myhl.

Außerdem begrüße ich die Vertreter der KG Kongo Wassenberg, des Fußballclubs Wassenberg/Orsbeck sowie der Briefmarkenfreunde Birgelen.

Ich begrüße ganz herzlich die Vertreter Wassenberger Firmen als da sind: die Firma Litzenberger, Metallbau, die Firma „gold – fire“ Flesch sowie die Firma Heinrich Essers.

Und schließlich heiße ich die Damen und Herren von der Presse herzlich willkommen.

Begrüßen Sie nun mit mir unseren Vorsitzenden Sepp Becker, der uns die 120-jährige Geschichte des Heimatvereins Wassenberg näher bringen wird – und das natürlich in einem Super-Zeitraffer.

Meine Damen und Herren, ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Foto: Hermann-Josef Heinen
Quartettverein Myhl.                                                                                      Foto: Hermann-Josef Heinen

Rede des Vorsitzenden des Heimatvereins Wassenberg, Herrn Sepp Becker, anlässlich des Festaktes zum 120 jährigen Bestehen des Vereins am 4.11.2017

Foto: Hermann-Josef Heinen
Foto: Hermann-Josef Heinen

Sehr geehrte Gäste des Heimatvereins,

Im Programm lesen Sie, dass ich die Geschichte des Heimatvereins darstellen werde. Sie haben gehört: es wird im Zeitraffer geschehen. Wenn Ihnen dies zu kurz ist, verweise ich Sie gerne auf unsere Homepage. Dort finden Sie auch unsere Festschrift und werden ausführlich informiert.
In dieser Rede werde ich nur ganz wenige Namen nennen. Das liegt daran, dass ich eigentlich so viele nennen müsste, dass es den Rahmen sprengen würde.

Im Jahr 1897, also vor 120 Jahren, in der Kaiserzeit, wurde der Heimatverein Wassenberg als „Verschönerungsverein“ von 58 Mitgliedern gegründet. Alle herausragenden Bürger der Stadt waren dabei, jedoch auch sog. „einfache Leute“.

Wie sah Wassenberg zu dieser Zeit aus?
Elektrisches Licht, Autos, Telefon….

1897 beschrieb der Wassenberger Notar und Mitbegründer des Verschönerungsvereins, Wilhelm Weisweiler, die herrliche Natur, die Landschaft, die historischen und die damals neuen Gebäude von Wassenberg – es liest sich wie eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt.

Das Judenbruch war bereits in eine abwechslungsreiche Parklandschaft umgewandelt und zu einem Besuchermagnet für Menschen aus nah und fern geworden.
Mit Nikolaus Beckers, einem Gründungsmitglied des heutigen Heimatvereins, hatte Wassenberg einen jungen, dynamischen Bürgermeister.
Das Marienhaus wurde errichtet und die Vinzentinerinnen nahmen ihre segensreiche Tätigkeit auf.
Krahnen & Gobbers hatten ihr erstes Werk errichtet, das zweite ging 1904 in der Oberstadt in Betrieb. Damit hielt auch in Wassenberg die Frühindustrialisierung Einzug, viele Arbeitsplätze entstanden.

Vorrangiges Anliegen des neu gegründeten Vereins war es, sich um die Verschönerung des Ortes zu kümmern und die Attraktivität Wassenbergs noch zu steigern. 1912 wurden die ersten Wanderwege in Wassenberg und Umgebung bis nach Dalheim markiert. Wassenberg wurde ans Bahnnetz angeschlossen und der Fremdenverkehr erlebte eine Blüte. Bereits in der Kaiserzeit nannte sich Wassenberg Luftkurort und verstand sich als „Perle des Rurtals“.
Auf der Höhe des Waldfriedhofes entstand ein Musikpavillon. Der Verschönerungsverein editierte Ansichtskarten mit Wassenberger Motiven des Malers Jean Grothe, der Mitglied des Vereins war.

Nach dem ersten Weltkrieg wurden bereits 1921 die Aktivitäten wieder aufgenommen. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte Wassenberg sein Image als „Luftkurort“ weiter. Eine Jugendherberge entstand, Wanderwege wurden ausgebaut und beschildert. Der Gondelweiher und das erste Freibad im alten Kreis Heinsberg wurden bereits 1927 eröffnet; vor der Stadtmauer entstanden die Parkanlagen. Der Rosengarten wurde 1935 angelegt. In Alt Holland wurde getanzt, das Kurtheater und die Freilichtbühne sorgten für Zerstreuung und für die sportliche Betätigung entstand eine Tennisanlage.

In den 1930er Jahren durfte die Bezeichnung „Luftkurort“ nur noch geführt werden, wenn dazu eine Genehmigung vorlag. Die Verwaltung und der Verschönerungsverein, „die beide unter einer Leitung stehen“ (HVZ im Dezember 1935), stellten den Antrag, den Titel wieder führen zu dürfen. 1935 wurde diese Genehmigung erteilt.

Der Verkehrs- und Verschönerungsverein – so nannte er sich bereits - arbeitete auch zu Beginn des 2. Weltkriegs beständig weiter. In einer Informationsschrift für Soldaten von 1940 hieß es, es sei „natürlich nicht möglich, heute große Pläne zu verwirklichen. Trotzdem soll aber die Arbeit nicht ruhen: es gilt vor allen Dingen, das Geschaffene zu erhalten und zu pflegen.“
Das gelang nicht: Wassenberg wurde in einem beträchtlichen Maß durch Kriegseinwirkungen zerstört. Auch die meisten Unterlagen des Vereins wurden mit der Zerstörung des Rathauses vernichtet.

Die Menschen kehrten aus der Evakuierung zurück; die alltägliche Sorge galt den Grundbedürfnissen wie Essen, Kleidung und Wohnen. Erst langsam normalisierte sich das gesellschaftliche Leben.
Bereits 1947 war der Verkehrs- und Verschönerungsverein durch Amtsdirektor Friedrich Bell wiederbelebt worden. Auf Friedrich Bell folgte Heinrich Buckmann als Vorsitzender, der auch Bürgermeister von Wassenberg wurde. Es zeigt die Bedeutung des Vereins, dass ihm in dieser schwierigen Nachkriegszeit zunächst der Chef der Verwaltung und dann der Bürgermeister persönlich vorstanden. Die städtebaulichen Schwerpunkte lagen jetzt auf dem Neubau der Brücken über die Bahnlinie und dem Anschluss an den Bahn- und Busverkehr.

Ein neues Aufgabengebiet war die Unterstützung von Kulturveranstaltungen, z.B. wurden Theaterveranstaltungen nach Wassenberg geholt.
Der Verein engagierte sich für die Restauration der Stadtmauer und der Baudenkmäler, er organisierte Wanderungen und zeichnete Wanderwege neu aus.
Die drei nachfolgenden Vorsitzenden, Dr. Jakob Broich, Ludwig Essers und Karl-Heinz Geiser, haben mehr als 50 Jahre lang den Heimatverein gelenkt. Sie haben ihn von einem Verein, der vorwiegend Gelder einsammelte und die Stadt bei ihren Projekten unterstützte
zu einem Verein gemacht, der mit eigenen Projekten, an Mitgliedern orientiert, für Wassenberg arbeitete.
1954 wurde unter der Leitung von Jakob Broich der Vereinsname geändert: Er hieß fortan „Heimat-, Verkehrs- und Verschönerungsverein“.
Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit war die Erforschung der Wassenberger Geschichte.
Seine Liebe zur Heimat wurde ergänzt durch seinen Blick für die Internationalität. In der Entstehungszeit der Heemkundevereiniging Roerstreek setzte sich für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein, die später von seinen Nachfolgern genauso engagiert fortgesetzt wurde. Unter Beteiligung des Heimatvereins wurde auch der Deutsch-Englische Club gegründet, dessen erster Präsident Jakob Broich wurde.

"Ich liebe unsere kleine Stadt, von der ich gelegentlich gerne sage, dass sie für mich die schönste am Niederrhein ist. Ich liebe das Land an der Rur, und vor allem liebe ich die Menschen, die hier leben". Hinter diesen einfachen, von Herzen kommenden Worten stand die ganze Motivation Ludwig Essers als Vorsitzendem des Heimatvereins von 1970 bis 1990 – und von vielen, die ehrenamtlich im Verein tätig waren und sind.

Essers arbeitete eng mit dem Verein Niederrhein und dem „Naturpark Schwalm-Nette“ zusammen, zu dessen Gründung auf der Burg Wassenberg im Jahre 1965 er und Willi von der Beek maßgeblich beigetragen hatten. Nach der Einbeziehung des niederländischen Grenzbereiches arbeitete er genauso eng mit dem "Naturpark Maas-Schwalm-Nette" zusammen. Es wurden Schutzhütten an markanten Stellen im Wald errichtet, Wanderwegetafeln an den Ausgangspunkten installiert und Parkplätze am Rande der Wandergebiete angelegt.

Zu seinem Wirkungsbereich gehörten u.a. heimat- und geschichtskundliche Vorträge, Exkursionen, Wander- und Kulturfahrten. Zudem war er Mitbegründer und jahrelanger Vorsitzender der „Volkskundlichen Arbeitsgemeinschaft im Kreis Heinsberg“.
In seiner Amtszeit wurde der Vereinsname gekürzt: aus „Heimat-, Verkehrs- und Verschönerungsverein“ wurde der „Heimatverein Wassenberg“.

Auf Ludwig Essers folgte 1990 Karl-Heinz Geiser, der die Arbeit seiner Vorgänger kontinuierlich fortsetzte.

Einen besonderen Schwerpunkt seiner Arbeit setzte er mit der Anbringung von Schildern, Reliefs und Denkmalen, oft in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen. Die Marktsäule in Zusammenarbeit mit Hanns Heidemanns anlässlich seiner Ehrenbürgerschaft ist eines vielen sichtbaren Zeichen seines Wirkens. Ein weiteres ist weithin sichtbar: in der Advents- und Weihnachtszeit leuchtet auf dem Bergfried ein Tannenbaum aus Stahl.
Neben seinem Einsatz für die Erinnerung an die jüdische Gemeinde Wassenbergs ist sein Engagement für das Kloster Sankt Ludwig in Erinnerung.
All das konnte nur über Spenden finanziert werden. Mehr als 150.000 DM kamen in seiner Amtszeit zusammen. Davon profitierte nicht zuletzt auch der Roßtorplatz, wo Brunnen und Tierfiguren den Platz verschönern.
Karl-Heinz Geiser wurde 2007 Ehrenvorsitzender, als ich den Vorsitz übernahm.

Die Schwerpunkte des Vereins haben sich mit der Zeit verändert, die vielfältigen Aufgaben sind geblieben. Die Verschönerung der Stadt ist seit der Gründung eine wichtige Aufgabe. Heute erfreuen wir uns an der Schönheit der Parkanlagen und der Wälder, an den mit Blumen bewachsenen Kreisverkehren und an den Blumenampeln.
Auch als die Stadt Wassenberg sich beim Wettbewerb „ontont floral“ bewarb, brachte sich der Heimatverein beide Male engagiert ein.
Die Geschichte unserer Stadt bekannt zu machen und bewusst zu halten, ist unserem Verein ein Anliegen. So wurde der historische Altstadtrundweg mit seinen Tafeln und Flyern vom Heimatverein konzipiert. Die enorme Zunahme der Stadtführungen zeigt, dass Wassenberg in den letzten Jahren deutlich attraktiver geworden ist.

In der Stadt werden die Besucher auf die Stadtgeschichte hingewiesen. Denkmale wie der Weber, der Bergmann, die Untertageloks, der Münzer, der Blidenstein, der Kamin im Bergfried und die Tafeln vor und auf dem Bergfried erfüllen diese Aufgabe.
Auf ein dunkleres Kapitel der Stadtgeschichte weist die Gedenkstätte am Standort der ehemaligen jüdischen Synagoge hin, entstanden in Zusammenarbeit der Arbeitsgemeinschaft Jüdisches Leben in Wassenberg mit der Stadt und der Betty-Reis-Gesamtschule.

Heimatliteratur entsteht und wird gefördert, Wassenberg-Kalender werden herausgegeben, kulturhistorische Spaziergänge werden durchgeführt und geschichtliche Vorträge angeboten.
Der Heimatverein unterstützt die Arbeit des Stadt- und des Kirchenarchivs, daneben unterhält er selbst ein umfangreiches Heimatarchiv. Archive sind das Langzeitgedächtnis einer Stadt, und der Heimatverein versteht sich als zuständig für die Erinnerung. Er gestaltet daher auch mit der Stadt den jährlichen „Tag des offenen Denkmals“.

Der Bergfried ist ein Besuchermagnet für Menschen von nah und fern. Unser Verein fühlt sich für die Betreuung der Besucher besonders verantwortlich, er organisiert darüber hinaus mit seinem Arbeitskreis Geschichte regelmäßig Ausstellungen. In Vitrinen werden archäologische Fundstücke aus Wassenberg gezeigt, und auch das erste Kaminkonzert erfreute sich großen Zuspruchs.

Mit Unterstützung des Heimatvereins wurde das Leo-Küppers-Haus eingerichtet. Es informiert über den bedeutendsten Wassenberger Maler (1880-1946). Ein Teil seiner Werke ist dort ausgestellt.

Zu unserer Heimat gehört auch unsere wunderschöne Landschaft und Natur. Die monatlichen Wanderungen und die Radwanderungen im Sommer lassen die Teilnehmer dies erleben. Grünkohl und Glühwein sowie der Nikolaus sind Anlässe für besondere Wanderungen. Cafes in der weiteren Umgebung freuen sich seit 25 Jahren über unsere Radwanderer.
Seit mehr als 50 Jahren findet jährlich am 1. Mai eine gut besuchte vogelkundliche Wanderung statt, die von Willi von der Beek begründet und von seinen Kindern fortgeführt wird.
Inzwischen kann man an vielen Bäumen im Judenbruch und in den Parkanlagen wieder ihre Bezeichnungen finden, dem Arbeitskreis Baumbeschilderung sei Dank.
Ein weiterer fester Höhepunkt des Programms ist der jährlich stattfindende Plattdütsch-Oavend. Unserer Mundart fühlen wir uns sehr verbunden. So fand der regionale Mundartabend in diesem Jahr in Wassenberg statt.
Kulturelle Fahrten und auch Wanderfahrten sind seit Jahrzehnten Bestandteil des Programms des Heimatvereins.

Durch all seine Aktivitäten möchte der Verein die Verbundenheit der Menschen mit Wassenberg und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Damit setzt er in unserer schnelllebigen Zeit, die auf Mobilität setzt, ein Zeichen für den Faktor Heimat und gibt der Sehnsucht der Menschen nach Stabilität ein Zuhause. Dabei hat er nicht zuletzt die Kinder und Jugendlichen im Blick, wie die zahlreichen Stadtführungen für Kindergärten und Schulen belegen.

Bei der Gründung des Vereins war nicht der Gedanke: „Was kann die Stadt für mich/für uns tun?“, sondern es ging um die Frage: „Was können wir, was kann ich für die Stadt tun, damit sie schöner und attraktiver wird?“ Dies ist heute noch die Grundsatzfrage des Heimatvereins.

Wir freuen uns über die Akzeptanz unseres Vereins – mehr als 500 Mitglieder, das ist eine stolze Zahl.
Vielen Dank!


120 Jahre Heimatverein - Rede des Bürgermeisters am 4. November 2017

Foto: Hermann-Josef Heinen
Foto: Hermann-Josef Heinen

Der Heimatverein Wassenberg feiert heute sein 120-jähriges Bestehen. Zu diesem herausragenden Jubiläum gratuliere ich dem Verein persönlich und auch im Namen der Stadt Wassenberg ganz herzlich. In diesen 120 Jahren war der Verein zu jeder Zeit für die Stadt Wassenberg von großer Bedeutung.

Bei seiner Gründung im Jahr 1897 hatte es sich der Verein zum Ziel gesetzt, sich um die Verschönerung unserer Stadt zu kümmern und sie für den Fremdenverkehr attraktiver zu machen. Dieses Ziel hat der Verein in der gesamten Zeit seines Bestehens nie aus den Augen verloren, und dieses Ziel verfolgt der Verein auch heute noch und ich kann heute voller Hochachtung sagen, dass ihm das auch hervorragend gelungen ist.
Was der Heimatverein in den vergangenen 120 Jahren alles für die Stadt geleistet hat, hat der Vorsitzende eben in seinem Vortrag ausführlich und anschaulich dargestellt. Ich beschränke mich daher darauf, die Bedeutung des Vereins für unsere Stadt in der heutigen Zeit etwas näher zu betrachten.

Wenn man heute durch Wassenberg geht, sieht man die Ergebnisse der Arbeit des Heimatvereins an vielen Stellen. Viele Denkmäler, die wichtige Aspekte der Geschichte und der Entwicklung unserer Stadt veranschaulichen, verdanken wir dem Heimatverein, wie zum Beispiel das Weberdenkmal, das Bergmannsdenkmal oder das Klosterdenkmal im Judenbruch. Zahlreiche Messingtafeln und Relieftafeln informieren die/den Betrachterin/Betrachter über interessante Persönlichkeiten oder über historisch bedeutende Ereignisse in unserer Stadt, wie zum Beispiel Hinweise zum Forckenbeckhaus, zur Münze und zum Kapuzinerkloster.
Eine besondere Bedeutung haben in diesem Zusammenhang auch die jüdische Gedächtnisstätte und die Stolpersteine, die man an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet findet.
Einen sehr schönen Überblick über die Geschichte unserer Stadt bekommt die/der Besucher/in, wenn sie/er sich anhand des historischen Altstadtrundwegs informiert. Auch dieser Rundweg mit den dazugehörenden Erläuterungen in Französisch, Englisch, Niederländisch und Deutsch verdanken wir hauptsächlich der Initiative des Heimatvereins.

Wenn man heute durch die Stadt geht, sieht man jedoch nicht nur Denkmäler und Hinweistafeln, sondern man begegnet auch fast täglich Besuchergruppen, die von unseren sachkundigen Stadtführern durch die Stadt geführt werden. Dass es sich bei den Stadtführern Sepp Becker und Walter Bienen um den ersten und zweiten Vorsitzenden des Heimatvereins handelt, wird Sie sicherlich nicht verwundern.
Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle jedoch, dass der Heimatverein nicht nur Touristinnen und Touristen und Besucher/innen führt, sondern auch zahlreiche Stadtführungen für Kindergärten und Schulen unserer Stadt durchführt, um so das Interesse der Kinder und Jugendlichen für die Stadt und ihre Geschichte zu wecken.

All die Dinge, die ich bisher erwähnt habe, haben dazu geführt, dass unsere Stadt über die Zeit immer bekannter und immer beliebter geworden ist, und das immer mehr Menschen unsere Stadt besuchen.
Genau das ist das Kernziel unseres Entwicklungskonzeptes. Wir möchten gerne, dass viele Menschen unsere Stadt besuchen, und dass sie dabei viele interessante Dinge sehen und kennenlernen oder einfach nur ihre Freizeit bei uns genießen können. Wir möchten aber auch, unsere Stadt für die Bewohnerinnen und Bewohner stetig schöner und attraktiver machen. Dabei unterstützt uns der Heimatverein in hervorragender Weise und ich darf an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich erwähnen, dass die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wassenberg und dem Heimatverein hervorragend funktioniert.

Eine weitere beachtenswerte Aktivität des Heimatvereins, die ebenfalls sehr gut in unser Entwicklungskonzept passt, ist das Organisieren und Durchführen von Ausstellungen zu verschiedenen Themen.
Die meisten der bisherigen Ausstellungen, die alle im Bergfried zu sehen waren, hatten etwas mit Wassenberg zu tun und Ziel der meisten Ausstellungen war es, die Schönheiten unserer Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln zu präsentieren.
Aber auch Ausstellungen zu geschichtlichen Themen und zur industriellen Entwicklung unserer Stadt fanden großen Anklang. Die Räumlichkeiten im Bergfried eignen sich hervorragend für solche Ausstellungen und es ist unglaublich, wie viele Menschen diese Ausstellungen besuchen.

Der Bergfried ist das Wahrzeichen Wassenbergs und ich habe das Kaminzimmer schon mehrfach als „Gute Stube“ unserer Stadt bezeichnet.
Ohne den Heimatverein gäbe es aber im Kaminzimmer gar keinen Kamin. Der Heimatverein wollte den Kamin unbedingt, und er hat ihn auch bezahlt. Ohne den Heimatverein könnten auch nicht so viele Menschen den Bergfried besichtigen und die Aussicht von der Dachterrasse genießen, denn er wäre wohl die meiste Zeit verschlossen. Ohne den Heimatverein könnten sich die Besucher/innen auch auf dem Dach nicht so gut informieren und orientieren, denn die Hinweistafeln, die dort angebracht sind, sind ebenfalls ein Geschenk des Heimatvereins an die Stadt.

Der Heimatverein veröffentlicht Literatur zur Heimatgeschichte, er gibt verschiedene Wassenberg-Kalender heraus, er unterstützt die Arbeit des Stadt- und des Kirchenarchivs und unterhält selbst ein umfangreiches Heimatarchiv.

Er gestaltet jedes Jahr den „Tag des offenen Denkmals“ und organisiert eine Vielzahl von Wanderungen, Radwanderungen und Wanderfahrten und ermöglicht es so, den Menschen in unserer Stadt die Schönheiten unserer Region kennenzulernen und ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten.
Er organisiert jedes Jahr den „Plattdütsch Oavend“, der mittlerweile einen festen Platz im Jahreskalender der Stadt eingenommen hat und der, das darf ich ruhig einmal sagen, jedes Jahr eine sehr große Anzahl von interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern erfreut.
Der Heimatverein organisiert seit mehr als 50 Jahren Vogelstimmenwanderungen und er hat in diesem Jahr zum ersten Mal bei der Organisation eines Kammerkonzertes im Bergfried mitgewirkt.


Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Für alles, was der Heimatverein für unsere Stadt in den vergangenen Jahren getan hat und heute tut, möchte ich ihm im Namen der Stadt Wassenberg von ganzem Herzen danken.
Die Mitglieder des Heimatvereins arbeiten alle ehrenamtlich und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit im Laufe eines Jahres für all diese Aktivitäten zusammenkommen.

Liebe Mitglieder des Heimatvereins!

Ihr Engagement für die Stadt Wassenberg verdient unseren Dank, unseren Respekt und unsere höchste Anerkennung.
Ihre Arbeit erfordert Zeit, Kraft, Ausdauer, Ideenreichtum und kostet manchmal auch Nerven, aber sie zeigt deutlich, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für die Entwicklung einer Stadt ist. Viele Dinge könnte die Stadt ohne Ihre Hilfe und Unterstützung gar nicht machen.

Ohne Heimatverein wäre unsere Stadt nicht so schön, nicht so attraktiv und nicht so liebenswert, wie sie es heute ist.

Danke!


 

Rede von Herrn Landrat Pusch anlässlich des 120jährigen Bestehens des Heimatvereins Wassenberg, 4. November 2017

Foto: Hermann-Josef Heinen
Foto: Hermann-Josef Heinen

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

„Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde.“ Der Philosoph Karl Jaspers beschreibt damit einen Begriff, der jedem von uns geläufig ist, den jeder aber für sich anders begreift und auslegt. Fest steht jedoch, dass der Begriff der „Heimat“ für jeden Menschen eine Bedeutung hat.

In Zeiten der Migration und der Wanderungsbewegungen bekommt der Begriff „Heimat“ eine neue Wertigkeit, und wir tun gut daran, das Thema „Heimat“ auch vor diesem Hintergrund aktuell zu diskutieren. Die „Heimat“ war den Menschen immer wertvoll. Vor 120 Jahren äußerte sich dies in Wassenberg mit der Gründung des Heimatvereins, dem ich zu diesem Jubiläum herzlich gratulieren möchte.

Der unvergessene Heribert Heinrichs schrieb vor 20 Jahren in seinen „Gedanken zu einem Jubiläum“ – ich darf zitieren: „Am wichtigsten scheint mir der Wertewandel in unserer Gesellschaft, der bei vielen den Begriff ‚Heimat‘ an den Rand gedrängt hat.“ Er hat in vielen seiner Gedanken, die diesem Satz folgten, Recht behalten. Nachzulesen in der Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Heimatvereins Wassenberg.Heinrichs Worte gelten aber auch heute – wenn auch wieder unter verschobenen Vorzeichen – immer noch. Mahnte Heinrichs anno 1997 noch die zunehmende Mobilität und die Ent-Fernung vom heimatlichen Drumherum an, so kommen 20 Jahre später andere Ent-Fernungen von der Heimat hinzu. „Ich bin in Facebook zuhause“, gestand mir letztens ein Mensch von Anfang 30.

Er betrachtete das Netz und die sozialen Netzwerke als seine Heimat. Da erfahre er alles, da habe er seine Freunde, da könne er alles sehen und erfahren, was ihn interessiere. Und wie selbstverständlich nutzt er das Navigationsgerät im Auto, wenn er ins übernächste Nachbardorf fährt.

Natürlich nutze auch ich die sozialen Netzwerke, bin stolz auf den gelungenen Facebook-Auftritt des Kreises Heinsberg. Doch Heimat ist etwas anderes.

Im Übrigen hat nicht umsonst ein kleiner Wettbewerb auf der Kreis-Heinsberg-Facebook-Seite übergroße Aufmerksamkeit erhalten, als die User aufgefordert wurden, ihr Lieblingsplätzchen im Kreis Heinsberg zu zeigen. Die fünfstelligen Zahlen erreichter Facebook-User haben mir gezeigt: Auch heute hängen die Menschen an ihrer Heimat, hängen am Kreis Heinsberg und seinen Städtchen, Orten und Dörfern.

Wo ist die Erklärung? Der 2005 verstorbene Hanns Dieter Hüsch gibt vielleicht eine: „Der Niederrhein, denk ich immer, macht einem nix vor. Da gibbet keine kalkulierte Romantik, sondern eine Musik aus Vergessen und Erinnern und daraus entsteht dat Gefühl, am Ende der Welt, am Ende aller Tage zu sein. Wer Phantasie studieren möchte, der sollte ein paar Stunden an den Niederrhein kommen. Burgen gibt’s, Schlösser gibt’s und Wasserschlösser, Windmühlen und auch Wassermühlen und Kirchturmspitzen.“

Trifft bezeichnenderweise auch auf Wassenberg und Umgebung zu. Logisch, ist ja südlichster Niederrhein. Aber eben Niederrhein. „Heimat ist da, wo ich verstehe und verstanden werde.“ Das Jaspers-Wort unterstützt natürlich auch den, der Facebook als seine Heimat ansieht. Aber ist das alles, was „Heimat“ bedeutet? Hüsch hebt den Heimatbegriff nicht umsonst auf eine fast metaphysische Ebene, zumindest aber auf eine Gefühlsebene.

Aber genau dies ist die Melange aus Landschaft, Familie und Freunden, aus Vertrautem und Vergessenem. Der Blick auf die Kirchturmspitze, auf den Burgberg. Der Weg durch die Stadt, durch Gässchen und über Plätze. Vertraut und unverändert und doch jeden Tag anders. Da kann man gerade hier in Wassenberg täglich so erleben.

Ja, Heimat ist ein Gefühl. Oder wie der Schriftsteller Horst Bienek sagte: „Heimat kann man nicht vererben. Sie ist in meinem Kopf. Und sie ist in meiner Seele.“

Meine Damen und Herren,

wir dringen mit diesem Ausspruch langsam vor zum Kern des Heimatbegriffs vor und damit auch zu dem Antrieb, der Menschen veranlasst, sich mit „Heimat“ zu beschäftigen.

Im alten Wassenberg, das sicherlich nicht einer gewissen Romantik entbehrte, schlossen sich 1897 Menschen zusammen, um eben jenes Wassenberg zu… zu… Ja, zu was eigentlich? Zu fördern? Zu entwickeln? Zu bewahren? Zu verschönern? Zu verbessern?
Ich denke, dass es von allem etwas war, was den Gründern des Heimatvereins vorschwebte. Natürlich galt Wassenberg als – ich benutze jetzt einmal ein herrlich altmodisches Wort – „Sommerfrische“, was dann Jahre später gesteigert wurde, als die Stadt den Rang eines „Luftkurortes“ erlangte. Ein Rang, der angesichts der enormen Luftverschmutzung in den Zentren der aufkeimenden Industrialisierung an Rhein und Ruhr, ebenso wichtig wie wertvoll war.

Heute würde man von einem bedeutenden Standortfaktor sprechen. Und so dienten schon die Gründer des Heimatvereins Sachen, die wir 120 Jahre später als „weiche Standortfaktoren“, als „Alleinstellungsmerkmale“ oder „Wohnumfeldverbesserung“ sowie „Standortmarketing“ bezeichnen würden.

Es ging dem Heimatverein schlicht und einfach darum, den Ort, den man als gemeinsame Heimat ansah, sehenswert, lebens- und liebenswert zu erhalten und entsprechend – wenn nötig – weiter zu entwickeln. Das umfasste die Sehenswürdigkeiten, die Straßen und Häuser und auch die umgebende Natur. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz war der Heimatverein Wassenberg schon 1897 sehr modern.

Dies zeigt auch, dass wir 120 Jahre später die Idee der Heimatvereine nicht begraben sollten. Im Gegenteil. Mit ihren Zielsetzungen sind Heimatvereine wichtig und modern. Wir brauchen sie, um unsere regionale Identität zu definieren und um das, was uns lieb und teuer ist, zu bewahren und für zukünftige Generationen zu erhalten.

Kultur, Natur, Geschichte, Architektur, Tourismus, Volkskunde – das sind Themenfelder, die von den Heimatvereinen bearbeitet werden. Darüber hinaus haben sie mit ihren vielen Veranstaltungen, Vorträgen, Fahrten und Wanderungen eine hohe soziale Kompetenz und sind für manche Ortsgemeinschaft eine wichtige Klammer.

Es hat mich traurig gestimmt, als wir vor einigen Monaten die „Volkskundliche Abreitsgemeinschaft des Kreises Heinsberg“ – kurz VAG - auflösen mussten. Viele treibende Kräfte sind inzwischen verstorben, die übrig Gebliebenen wurden ebenfalls nicht jünger und der Nachwuchs: er blieb aus. Bei der VAG war ein wichtiges Betätigungsfeld die Mundart. Die echten Mundartler sterben leider Gottes aus. Und nur noch wenige der Jüngeren sind mit echtem Platt, das von Dorf zu Dorf anders gesprochen wurde, groß geworden. Wobei man das echte Platt hier bitte nicht mit dem weit verbreiteten rheinischen Idiom verwechseln sollte.

Und dann war irgendwann der Punkt erreicht, wo der Verein seine Aktivitäten einstellen musste. Ich betrachte das als Verlust. Ein Verlust, der unsere Region schon sehr trifft.

Meine Damen und Herren,
ein besonderer Jahrestag, wie das 120jährige Bestehen, ist immer daher ein Anlass, einen Ausblick zu wagen. Ich behaupte: Wir werden die Heimatvereine weiter brauchen.

Zumal in Wassenberg – nicht zuletzt auch dank der Betty-Reis-Gesamtschule – ein besonderes Geschichtsverständnis vorherrscht. Aber mit der Schule sollte das Interesse für das, was Wassenberg ausmacht, nicht beendet sein. Und wenn die Jüngeren nach Sturm- und Drangzeit, nach den Wanderjahren der Ausbildung, Berufsfindung und Familiengründung ihre Wurzeln in Wassenberg finden, dann wäre es schön, wenn sie sich für dieses wunderbare Stück Heimat einsetzen würden.
Damit der Ort, in dem man lebt, zur echten Heimat wird. Ein Ort mit Gefühl und mit Seele. Ein Ort, an dem man sich zuhause und geborgen fühlt. Ein Ort, den man versteht und in dem man verstanden wird.

Dafür lohnt sich der Einsatz, denn sonst würden unsere geschichtsträchtigen Orte im Grünen bald zu den gleichen geschichts- und seelenlosen, ewig gleich aussehenden Vorstädten amerikanischer Prägung werden. Reine Wohnareale, austauschbar, beliebig und immer tiptop gepflegt. Wo der Rasenmäher und der Laubsauger die Umgebung definieren und das Straßenschild das einzige ist, was Orientierung bietet.

Wir sind es unseren jahrhundertealten Orten, wir sind es unserer Siedlungs- und Kulturgeschichte, die mit der Steinzeit begann über Bronzezeit, Römerzeit, Mittelalter bis in die Jetztzeit führt, wir sind es den Menschen, also uns selbst schuldig, uns um unsere Heimat zu kümmern. Ganz in dem Sinne des Horst Bienek. Ich wiederhole das Zitat gerne noch einmal: „Heimat kann man nicht vererben. Sie ist in meinem Kopf. Und sie ist in meiner Seele.“

In diesem Sinne wünsche ich dem Heimatverein Wassenberg, aber auch allen anderen gleich und ähnlich tätigen Vereinen im Kreis Heinsberg alles Gute, insbesondere für die Zukunft. Machen Sie weiter!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


Bilder vom Festakt

Foto: Hermann-Josef Heinen
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Foto: Hermann-Josef Heinen
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Foto: Hermann-Josef Heinen
Foto: Hermann-Josef Heinen
Foto: Hermann-Josef Heinen
Foto: Hermann-Josef Heinen

 

 


Vieles wäre ohne den Verein nicht möglich

So lobte Bürgermeister Winkens das Engagement des 120 Jahre alten Heimatvereins Wassenberg bei der Festveranstaltung. Von Willi Spichartz

" ,Heimat' ist das neue Modewort" titelte die RP am Samstag - als Modewort-User war die Politik gemeint, die Jamaika-Sondierungsgespräche in Berlin. Kein Modewort ist "Heimat" beim gleichnamigen Verein in Wassenberg, der feierte nämlich am Samstag mit vielen Gästen das 120-jährige Bestehen, auch wenn der Vereinsname den Begriff "erst" seit 1954 trägt, wie Vorsitzender Sepp Becker in seiner Festrede erläuterte. Gegründet wurde er 1897 als Verschönerungsverein, verschönert werden sollte Wassenberg, also die Heimatstadt.

Und Landrat Stephan Pusch stellte als Schirmherr des Jubiläums den Begriff mit einem Wort des Philosophen Karl Jaspers an den Beginn seiner Festrede: "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." Gefeiert wurde der runde Geburtstag in der Betty-Reis-Gesamtschule, die in ihrem Namen ein Stück Wassenberger Geschichte trägt, nämlich den des jüdischen Mädchens, das von den Nazis ermordet wurde.

Walter Bienen als Stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins begrüßte mehr als 100 Festgäste im Schulforum, darunter den Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers, Landtagsabgeordneten Thomas Schnelle, die Stadtrats- und die Kreistagsmitglieder, Vertreter der benachbarten Heimatvereine, die schon länger eine lockere Zusammenarbeit pflegen.

Sepp Becker referierte die Geschichte des Vereins "im Zeitraffer", erinnerte an die zahllosen selbstgestellten Aufgaben in 120 Jahren, an Problemzeiten wie die Kriege, die frühzeitige Wiederaufnahme der Arbeit 1947, an die großen Vorgänger als Vorsitzende, an die konkreten Projekte der Vergangenheit und der Gegenwart. Er dankte den Mitstreiterinnen und Mitstreitern, dankte auch der Stadt für Unterstützung und Kooperation.

Sepp Becker, Vereinsvorsitzender und Ehrenbürger der Stadt Wassenberg, ließ vor einer Collage aus Fotos und Gemälden von Wassenberger Denkmälern und Sehenswürdigkeiten die Geschichte des Vereins Revue passieren und dankte den vielen engagierten Mitstreitern. FOTO: Laaser
Sepp Becker, Vereinsvorsitzender und Ehrenbürger der Stadt Wassenberg, ließ vor einer Collage aus Fotos und Gemälden von Wassenberger Denkmälern und Sehenswürdigkeiten die Geschichte des Vereins Revue passieren und dankte den vielen engagierten Mitstreitern. FOTO: Laaser

Bürgermeister Manfred Winkens betonte, die Stadt habe ihrerseits dem Verein zu danken, der "zu jeder Zeit für die Stadt Wassenberg von großer Bedeutung" gewesen sei. Die Ausstattung, die Verschönerung Wassenbergs sei immer das Ziel des Vereins gewesen, heute passe das genau ins Stadtmarketing-Entwicklungs-Konzept. Und es habe Erfolg gezeigt, schloss der Bürgermeister: "Viele Dinge könnte die Stadt ohne Ihre Hilfe gar nicht leisten. Ohne Heimatverein wäre unsere Stadt nicht so schön, nicht so attraktiv und nicht so liebenswert, wie sie es heute ist. Danke!"

Landrat Stephan Pusch reflektierte den "Heimat"-Begriff auch unter den sich wandelnden Kommunikationsmöglichkeiten wie den Netzwerken, aber auch unter den Zeiten von Migration und Wanderungsbewegungen, in denen "Heimat" eine ganz besondere Bedeutung besitze. Jaspers' These beinhalte auch diverse Wertungsmöglichkeiten - "fest steht jedoch, dass der Begriff 'Heimat' für jeden Menschen eine Bedeutung hat." Er erinnerte daran, dass sich auch der unvergessene Professor Dr. Heribert Heinrichs mit dem Begriff eingehend befasst habe, zum 100-Jährigen des Heimatvereins sah dieser "Heimat" an den Werte-Rand gedrängt.

Stephan Pusch drückte den Wandel mit dem Zitat eines Menschen von Anfang 30 aus, der ihm gestanden habe: "Ich bin in Facebook zuhause". Da erfahre er alles, da habe er seine Freunde. Und mit dem Navi fahre er zum übernächsten Dorf. Aber auch das zeige, so der Landrat, dass die Nutzer moderner Informationstechniken an ihrer Heimat, an Städten und Dörfern hingen. Die Melange aus Landschaft, Familie, Freunden, aus Vertrautem und Vergessenem, dem Blick auf die Kirchturmspitze, den Burgberg, auf dem Weg durch Gässchen und über Plätze, die könne man gerade in Wassenberg erleben. Er schloss: "Machen Sie weiter!"

Musikalisch gliederte der Quartettverein Myhl die Festveranstaltung mit passendem Liedgut, gewohnt qualitätvoll unter Leitung von Hermann Kitschen. Sepp Becker dankte seinem Vorgänger Karl-Heinz Geiser mit dem Kunst- und Architekturgeschichtswerk "Land aan de Roer" des Odilienbergers Henk Verbeek, Karl Lieck erhielt ein "Wappen seines Lieblingsstädtchens". Sein Schlusswort ließ Sepp Becker in den Satz münden: "Wassenberg ist wieder ein wunderschönes Städtchen geworden!"

Foto: Willi Spichartz
Foto: Willi Spichartz

Und das unterstrich Urgestein Karl Lieck, begleitet "seit 120 Jahren von Hilde Eraerds", am Akkordeon, mit einem neuen Lied und abschließend seinem Hit "Wasseberch, ech han dech jeär" - das sang der ganze Saal dann mit.

Quelle: RP vom 6.11.2017


Pusch: „Wir werden die Heimatvereine weiter brauchen“

Mehr als 400 Gäste kommen zum Festakt anlässlich des 120-jährigen Bestehens des Heimatvereins Wassenberg. Von Johannes Bindels

Mit einem Festakt im Forum der Betty-Reis-Gesamtschule hat der Heimatverein Wassenberg sein 120-jähriges Bestehen gefeiert. Mehr als 400 Gäste aus Politik, Verwaltung, Vereinen und befreundeten Mitgliedern anderer Heimatvereine diesseits und jenseits der Grenze erlebten eine gelungene Feier mit Redebeiträgen rund um den Begriff Heimat. Den musikalischen Rahmen gestalteten der Quartettverein Myhl unter Leitung von Hermann J. Kitschen und Karl Lieck mit seinem „Wasseberch-Lied“, begleitet von Hilde Eraerds am Akkordeon.

Gäste und Redner zur 120 Jahre Feier. Foto: Johannes Bindels
Gäste und Redner zur 120 Jahre Feier.                                                      Foto: Johannes Bindels

Eine Liebeserklärung

Die Spannbreite der Redebeiträge reichte von der Übersicht der geschichtlichen Entwicklung des Heimatvereins durch den Vorsitzenden Sepp Becker, über die Bedeutung des Heimatvereins für die Stadt Wassenberg durch Bürgermeister Manfred Winkens bis zur philosophischen und gesellschaftlichen Betrachtung zum Begriff Heimat durch Landrat Stephan Pusch. Zuvor hatte der stellvertretende Vorsitzende Walter Bienen mit seiner Begrüßungsrede die Feier eröffnet.

Begrüßung durch Walter Bienen. Foto: Johannes Bindels
Begrüßung durch Walter Bienen.                                                               Foto: Johannes Bindels

„1897 beschrieb der Wassenberger Notar und Mitbegründer, Wilhelm Weisweiler, die herrliche Natur, die Landschaft und die historischen Gebäude von Wassenberg – und es liest sich wie eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt“, begann Sepp Becker seinen Rückblick auf die Anfänge des Vereins. Als „Verschönerungsverein“ hatten 58 Mitglieder damals den heutigen Verein gegründet. Am Image einer touristisch attraktiven Stadt – in den 1920er und 1930er Jahren als „Perle des Rurtals“ und Luftkurort bezeichnet – arbeitete der Verein aktiv mit, wie dies auch heute noch mit den aktuellen Projekten von den Stadtführungen, den Denkmalprojekten bis zu den Ausstellungen und Konzerten im Bergfried geschieht. In den ersten Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg lagen unter den Vorsitzenden Dr. Jakob Broich, Ludwig Essers und Karl-Heinz Geiser die Schwerpunkte der Arbeit auf dem Wiederaufbau der zerstörten Stadt, betonte Sepp Becker.

Sepp Becker. Foto: Johannes Bindels
Sepp Becker.                                                                                            Foto: Johannes Bindels

Heute seien die kulturellen Aktivitäten ebenso Bestandteil der Arbeit wie die Archivarbeit und die Herausgabe heimatgeschichtlicher Literatur. In der Amtszeit von Ludwig Essers in den Jahren 1970 bis 1990 wurde aus dem „Heimat-, Verkehrs- und Verschönerungsverein“ kurz der Heimatverein Wassenberg, der Name, unter dem der Verein bis heute firmiert.

Bürgermeister Manfred Winkens. Foto: Johannes Bindels
Bürgermeister Manfred Winkens.                                                                Foto: Johannes Bindels

„In den 120 Jahren war der Verein zu jeder Zeit für die Stadt Wassenberg von großer Bedeutung“, betonte Bürgermeister Manfred Winkens die Verbundenheit von Stadt und Verein. Viele Denkmäler wie das Weberdenkmal, das Bergmannsdenkmal oder das Klosterdenkmal im Judenbruch, welche die wichtigen Aspekte der Geschichte und der Entwicklung der Stadt veranschaulichten, verdanke man dem Heimatverein, sagte Winkens. Ebenso sei die Attraktivität des Bergfrieds durch die verschiedenen Ausstellungen und Konzerte in Verantwortung und auf Initiative des Heimatvereins gestiegen. „Ihr Engagement für die Stadt Wassenberg verdient unseren Dank, unseren Respekt und unsere höchste Anerkennung“, sagte Winkens.

Landrat Stephan Pusch. Foto: Johannes Bindels
Landrat Stephan Pusch.                                                                          Foto: Johannes Bindels

„Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde“, zitierte Landrat Stephan Pusch in seiner bemerkenswerten Rede den Philosophen Karl Jaspers. Die Definition von Heimat begreife und lege jeder für sich anders aus. Das führe sogar dazu, dass ein Mensch von Anfang 30 ihm gestanden habe: „Ich bin in Facebook zu Hause“, der damit die sozialen Netzwerke als seine Heimat betrachte.

Landschaft, Familie, Freunde

Mit seiner Reise durch die verschiedenen Definitionen umfasste Pusch die große Bandbreite des jeweils anderen Heimatbegriffes und fügte noch den Aphorismus des Schriftstellers Horst Bienek an: „Heimat kann man nicht vererben. Sie ist in meinem Kopf. Und Sie ist in meiner Seele.“ Eine Melange aus Landschaft, Familie und Freunden, aus Vertrautem und Vergessenen sei Heimat. „Wir werden die Heimatvereine weiter brauchen“, betonte Pusch. „Machen Sie weiter so“, schloss er seine Rede.

Auszeichnungen beim Festakt des Heimatvereins: Sepp Becker (l.) und Walter Bienen (r.) zeichnen den Ehrenvorsitzenden Karl-Heinz Geiser (2. vl.) und Karl Lieck (2. v.r.) für ihr Engagement aus. Foto: Johannes Bindels
Auszeichnungen beim Festakt des Heimatvereins: Sepp Becker (l.) und Walter Bienen (r.) zeichnen den Ehrenvorsitzenden Karl-Heinz Geiser (2. vl.) und Karl Lieck (2. v.r.) für ihr Engagement aus. Foto: Johannes Bindels

In den musikalischen Beiträgen des Quartettvereins reichte die Bandbreite von der Romantik „Am Brunnen vor dem Tore“ bis zum Rock („Rock my Soul“) und endete mit dem gefühlsbetonten Heimatlied von und mit Karl Lieck, der für sein Engagement zusammen mit dem Ehrenvorsitzenden Karl-Heinz Geiser durch den Vorstand geehrt wurde.

Karl Lieck mit Hilde Eraerds am Akkordeon. Foto: Johannes Bindels
Karl Lieck mit Hilde Eraerds am Akkordeon.                                             Foto: Johannes Bindels

Quelle: HZ vom 6.11.2017