Aufnahme vom 9.8.2005
Neue Erkenntnisse über Synagogengasse
Von: Karin Klimmeck, Heinsberger Zeitung vom 5.9.2006
Hanns Heidemanns und Heribert Cremers untersuchen „Die Flurnamen nach dem Urkataster des Stadtgebietes Wassenberg“
Die Freilegung der Synagogen-Fundamente in der Synagogengasse durch Beauftragte des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege im „großen Loch“ des von Bergschäden besonders hart bedrängten historischen Stadtkerns unterhalb des Burgberges im Sommer 2004 veranlasste Generalapotheker a.D. Hanns Heidemanns und Heribert Cremers, sich bei ihren Untersuchungen über Flurnamen und Eigentümerverhältnissen anhand der Katasterakten speziell auch mit diesem Bereich „unterhalb des Burgberges“ eingehend zu befassen. Dabei entdeckten sie in den Unterlagen des Katasteramtes, dass die Zuordnungen „evangelische Gemeinde und Standort Synagoge“ andere Besitzerverhältnisse dokumentierten als bisher angenommen. Bisher war die Aussage von Professor Dr. Heribert Heinrichs in dessen „Wassenberg-Buch“ von 1887 bekannt, wonach das Grundstück für den Synagogenbau in 1838 auf der linken Seite der Gasse von Alexander Packenius, dem Besitzer der Burg und des Burgberges, der jüdischen Gemeinde geschenkt worden sei. Die Dokumente des Katasteramtes weisen aber laut Heidemanns und Cremers aus, dass ein Besitzerwechsel des besagten Grundstückes von der evangelischen Gemeinde zu Alexander Heumann erfolgt sein muss. Besagter Heumann ist später als Besitzer des straßenseitigen Grundstücks (Eingang zur Synagogengasse) benannt und bekannt, in dem die Familie Heumann ein Textilfachgeschäft bis nach dem Ersten Weltkrieg betrieben hat. Eingehende Nachforschungen in den Archiven der evangelischen Gemeinde Wassenberg und des Kirchenamtes Jülich wiesen aber keinerlei Eintragungen über Besitzerwechsel der Gemeinde an Alexander Heumann bzw. die jüdische Gemeinde aus. Es drängt sich bei den Nachforschungen für Heidemanns und Cremers die Vermutung auf, dass das links der Gasse gelegene Grundstück der evangelischen Gemeinde ebenfalls der jüdischen Gemeinde (über ihren Vorsitzenden Alexander Heumann) geschenkt worden sein könnte. Die benachbarte „Hofkirche“ war in den Zeiten der Bedrängnis nur eine schlichte Scheune („zwischen den Höfen“ versteck gelegen) mit einem angebauten, sehr bescheidenen Schulhaus schon im frühen 17. Jahrhundert.
Die Synagoge von 1838 wurde genau 100 Jahre später von den Nazis niedergebrannt. Die kleine Erinnerung in einer Umfassungsmauer wurde bei einer Innenstadtsanierung 1988 kenntlich gemacht und mit einer Erinnerungstafel versehen.
Hanns Heidemanns und Heribert Cremers Publikation „Die Flurnamen nach dem Urkataster des Stadtgebietes Wassenberg“ kann im Rathaus Wassenberg eingesehen werden.