Wie auch in allen anderen Bereichen, zwangen die behördlichen Corona-Maßnahmen am Anfang des Jahres den Heimatverein Wassenberg zum Stillstand. Alle Aktivitäten und Termine wurden gestoppt und auf Eis gelegt. Aber jede außergewöhnliche Situation bietet auch neue Chancen.
Erkannt hat diese Chance der Arbeitskreis Geschichte des Heimatvereins Wassenberg. Dieses Gremium bringt in Wassenberg alle aktiven Heimatforscher und geschichtsinteressierte Menschen an einen Tisch, um das Wissen und die historische Forschung zum Wassenberger Land gemeinsam zu betrachten, auszuwerten und weiter nach vorne zu bringen.
Während im öffentlichen Leben nichts mehr ging, fand hier ein äußerst erfolgreicher Wechsel zu den digitalen Medien statt. Seit dem 26. Februar 2021 trifft sich diese Gruppe in regelmäßigen Abständen über Zoom oder Skype zu Online-Konferenzen, denen derzeit 12 Personen fest angehören. Diese neue Einrichtung ermöglicht es derzeit sogar Teilnehmern aus Nord- und Süddeutschland in Echtzeit daran teilzunehmen.
Den Kern dieser digitalen Treffen bildet derzeit eine Vortragsreihe, welche die Teilnehmer zur regionalen Geschichte selbst ausarbeiten. Einige dieser Vorträge werden bzw. wurden auch live der Öffentlichkeit angeboten.
Wenn auch Sie an einer unverbindlichen Teilnahme interessiert sind, sprechen Sie uns einfach an oder schicken Sie uns eine E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Weitere Teilnehmer und Gäste sind stets herzlich willkommen.
PROGRAMM
17:00 Herzlich Willkommen
Daniela Giess
Programmmanagerin Landesbüro NRW, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Beginn des Rundgangs
Sepp Becker
ehem. Vorsitzender des Heimatvereins
Ihre Fragen an Sepp Becker
19:00 Ende der Veranstaltung
VORGESTELLT
Sepp Becker
...ist Mitbegründer der Betty-Reis- Gesamtschule, Lehrer im Ruhestand, langjähriger Vorsitzender des Heimatvereins Wassenberg e.V. sowie des Partnerschaftskomitees.
ZUM THEMA!
Anno 1321 wurde zum ersten Mal urkundlich ein jüdischer Stadtbürger in Wassenberg erwähnt, seit 1699 gibt es den jüdischen Friedhof. 1808 lebten 42 jüdische Bürger in Wassenberg und Birgelen. Die Zeit zwischen 1840 und 1879 war eine Blütezeit jüdischen Lebens in den Landgemeinden: es entstanden Synagogen wie 1867 die in Wassenberg. Juden waren aktiv im Gemeindeleben eingebunden, so gehörte z.B. der Synagogenvorsteher Simon Heumann 1897 zu den Mitgründern des Heimatvereins. In der NS-Zeit kam der radikale Wandel: Juden durften nicht ins Schwimmbad oder Kino, waren in Lokalen unerwünscht und in ihren Geschäften sollte nicht eingekauft werden. Begleiten Sie uns gemeinsam mit Sepp Becker auf den auch heute noch sichtbaren Spuren jüdischen Lebens und Betty Reis ́ in Wassenberg.
INFORMATIONEN UND KONTAKTE
Veranstaltungsort
Roßtorplatz
41849 Wassenberg
Veranstalter
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Landesbüro Nordrhein-Westfalen Theodor-Heuss-Str. 26
51645 Gummersbach www.nrw.freiheit.org
Organisation
Edina Selimanjin
Telefon +49 2261 3002 146 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Studienleitung
Leonie Schneider
Leiterin Landesbüro NRW, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Aufgrund der steigenden Coronazahlen findet der kulturhistorische Spaziergang mit Förster Gingter durch den Wassenberger Wald, der für den 11.11.2020 geplant war, nicht statt.
Ein Bunker am Marienbruch im Wassenberger Westen ist Zeugnis des Zweiten Weltkriegs. Experten haben dazu geforscht.
Von Willi Spichartz
Es war eine 40-köpfige, friedliche Gruppe, die sich zwischen Eichen, welkendem Farn, giftigen und ungiftigen Pilzen, Totholz und Dornenranken, die nach Jacken und Hosen griffen, im Wassenberger und Rosenthaler Wald bewegte, um letzte Zeugnisse der kriegerischen Truppen von vor 75 Jahren zu sehen. Oliver Hermanns, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins Wassenberg, und Markus Morgenweg aus Aachen, beide Experten für Militäranlagen des Zweiten Weltkriegs, führten zu Bunkern und „Feldmäßigen Stellungen“ im Stadtgebiet. „Westwall“ war das Stichwort für die beiden Wald- und Feldführer. Für den Wall hatte Nazi-Deutschland zwischen 1936 und 1939 allein rund 20.000 Beton-Bunker von Kleve bis zur Schweizer Grenze bei Basel bauen lassen. Zum Programm der historischen Wanderung gehörte ein teilzerstörter Bunker mit der Bezeichnung „Regelbau 10“, der am Marienbruch von Oliver Hermanns von den pflanzlichen Überwucherungen befreit werden musste, um ihn zeigen zu können. Ausgerüstet war der Bunker in der ansteigenden Rurterrasse, einer von 60 im Stadtgebiet, mit Unterkünften für rund 15 Soldaten, zwei Maschinengewehren und den Handfeuerwaffen für die Besatzung.
Als die Alliierten nach der Invasion im Juni 1944 in der Normandie sich im Herbst 1944 der Region näherten, wurde der Westwall als Teil der „Rurbefestigung“ aktiviert und durch die bei Rosenthal/Schaufenberg sichtbaren „Feldmäßigen Stellungen“ ergänzt, wie Markus Morgenweg erläuterte. Und die waren aus einem militärstrategisch fast skurrilen Grund notwendig geworden. Morgenweg: „Die Nazis hatten nach der Eroberung von Frankreich, Belgien und den Niederlanden die Ausrüstungen der Bunker ausgebaut, da der Westwall jetzt keine Grenzbefestigung mehr war. Durch den schnellen Vormarsch der Alliierten 1944 blieb den deutschen Streitkräften keine Zeit, die Ausrüstungen aus- und hier wieder einzubauen.“ Feldmäßig wurden dann schnell Stellungen aus „Erde und Holz“ geschaffen, von denen heute noch einige im Rosenthaler Wald zu erkennen sind, wobei die Stempel und Abdeckungen lange verfault sind. Erosion sowie Regenauswaschungen und Anschwemmungen von Erde mit Überwuchs lassen für Laien den Zweck der Erdwerke schwer sichtbar werden. Von den Betonbunkern und Feldstellungen geht nach Aussagen der Experten keinerlei Gefahr in Form von Munition oder Minen aus. Hermanns und Morgenweg haben die Örtlichkeiten seit Jahren gründlich untersucht und dokumentiert, Morgenweg hat seine Forschungen 2016 in einem Buch zusammengefasst.
Erkennbar sind im Rosenthaler Landschaftsschutzgebiet Artilleriestellungen als Rundlöcher, in denen unter anderem die Feldhaubitze 18, so gefundene Geschosshülsen, untergebracht waren, Laufgräben, aus denen die Soldaten beobachteten, Verbindungen schufen und schossen, sowie Panzer(abwehr)gräben in V-Form von drei Metern Tiefe, vier Metern Breite und 55 Grad steilen Winkeln, in denen die zig Tonnen schweren Fahr-Waffen steckenbleiben sollten. Gegraben wurden die „Feldmäßigen Stellungen“ im Bereich Wassenberg von 16-jährigen Jungen aus dem Bergischen Land unter Bombardements und Artilleriebeschuss.
INFO
Starke Befestigung entlang der Rur
Zeit Hatten die Alliierten vom Atlantik bis zur deutschen Grenze bei Aachen im September 1944 etwas mehr als drei Monate gebraucht, benötigten sie von dort bis Wassenberg bis zum 28. Februar 1945 – ein Zeichen für die starke Befestigung der Rur. In weiteren drei Tagen waren die Alliierten am Rhein.
Bunker Alle „Westwall“-Bunker waren auf Befehl Hitlers gesichert gegen Kampfgas – er war im Ersten Weltkrieg durch derartiges Gas verletzt worden.
Buch „Der Westwall im Raum Wassenberg“, Markus Morgenweg. Helios-Verlag Aachen, im Buchhandel für 29,90 Euro.
Quelle: RP vom 2. November 2019
Geschäfts-, Fahrten- und Spendenkonto des Heimatvereins Wassenberg e.V.:
Kreissparkasse Heinsberg ● IBAN DE03 3125 1220 0002 2043 60 ● BIC WELADED1ERK