Jahresprogramm 2025

Öffnung Bergfried
So Jan 19 @14:00 - 16:00

Öffnung Leo-Küppers-Haus
So Jan 19 @15:00 - 17:00

Öffnung Bergfried
So Jan 26 @14:00 - 16:00


Städtische Veranstaltungen in Wassenberg
Januar 2025
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Sänger: Karl Lieck

Wassenberg1420

Es war einmal…

Der Graf von Wassenberg überraschte auf seiner Jagd einen halbwüchsigen Burschen, der einen Rehbock in einer Schlinge gefangen hatte. Der Graf fuhr den Wilddieb hart an, aber jener griff im ersten Schreck nach seinem Beil und schleuderte es mit aller Kraft gegen seinen Herrn, der nur um Haaresbreite dem wohl gezielten Wurfe entging und das Beil in den Stamm einer Eiche neben sich fahren sah. Im Nu war der Graf von seinem Pferd und in einen Zweikampf auf Leben und Tod verwickelt, bis er schließlich der Wilddieb überwand und ihn gebunden auf seine Wassenberger Burg bringen ließ.

Wehe aber, wenn ein höriger Mann die Hand erhebt gegen Leib und Leben seines Herrn – er muss sterben. „Ich schwöre es!“ rief der empörte Graf, als er den Burgberg erreichte, „dass dieser Jagdfrevler und Mörder binnen sieben Tagen am Galgen enden wird. Der Galgenberg wird, wenn er hängt, Beispiel genug sein für die anderen, denen es nach dem Leben ihres Herrn gelüstet. Der Bursche wird sogleich in den untersten fensterlosen Kerker des Bergfrieds geworfen.“ 

Nun war der zum Tode Verurteilte der letzte Sohn einer armen Witwe, die in einem kleinen Hause an der Stadtmauer in der Nähe des Roßtores wohnte. Die Frau irrte nach dem Vorfall um die Burg und nahm sich vor, nicht eher nach Hause zu gehen, bis sie ihren Gebieter um Gnade für ihren Sohn angefleht hätte. Sie wartete Stunde um Stunde, Tag um Tag – aber das Burgtor blieb verschlossen. Schon am Ende ihrer Kräfte, erblickte sie endlich im Morgengrauen das sich langsam öffnende Tor, aus dem der Graf mit seinem Jagdgefolge zur Reiherbeize hinausdrängte. Rasch stürzte das totkranke Weib der niedergerasselten Zugbrücke entgegen, drängte sich durch das Jagdgefolge, erreichte den Burghof und warf sich dem Grafen zu Füßen, der gerade auf sein Pferd steigen wollte.

„Edler Herr, habt Erbarmen“, flehte die Mutter. „Hinweg mir dir!“ schrie der Graf, „dass mein Hengst dich nicht zerstampfe!“ Die Mutter aber rührte sich nicht vom Fleck. „Hoher Herr, ich weiche nicht. Mag euer Ross mich zertreten! Gebt mir meinen Sohn frei!“ „Nie und nimmer!“ rief der Graf, „er muss am Galgen sterben, noch ehe sieben Tage vergangen sind.“ „Hört mich an, edler Herr, ich will euch dienen Tag und Nacht. Ich will …“ „Weib, hättest du ihn besser erzogen, so wäre er nicht zum Wilddieb und zum Meuchler geworden.“

„O Herr, dazu trieb ihn sein junges Blut, jähzornig war er alle Zeit, und wenn ich ihn nachsichtig erzog, so geschah es, weil er mein letztes Kind war. Meine Tochter sprang ins Wasser, als einer eurer Knappen sie verließ. Mein Mann und mein ältester Sohn, sie starben kämpfend für euch. Was Böses für uns kam, das kam von eurer Burg.“ „Geh mir aus den Augen …“ „Herr, seid ihr ein Unmensch? Euer Herz kann nicht härter sein als dieser Stein hier.“ 

„Genug Zeit hab‘ ich verschwendet!“ schrie der Graf, „scher dich fort! So wie du diesen Stein, der vor dir liegt, nicht wenden kannst, so wirst du auch weder mein Herz wenden können – noch das Gesetz. Und solltest du es dennoch schaffen, diesen Felsbrocken zu bewegen, werde ich deinen Sohn freilassen.“

Dann gab er seinem Hengst die Sporen und ritt samt seinen Knechten eilends fort. Die Mutter aber sank verzweifelt nieder und kühlte ihr fieberndes Haupt am stummen Stein. Wie lange sie dort lag, betend und weinend, weiß die Sage nicht, nur dass sich plötzlich in ihrem Innersten ein Entschluss regte und sie begann, die Erde unter dem Stein heraus zu kratzen, so dass nach Stunden eine Höhle entstand, groß genug, um einen Menschen aufzunehmen. Zuletzt lockerte sie mit blutigen Händen auch die Erde rings um den Stein, faltete die Hände, flehte zu Gott und der heiligen Jungfrau und stemmte sich, nachdem sie in die Grube unter dem Stein gekrochen war, hart gegen den mächtigen Block. Aber der Stein bewegte sich nicht. Wieder betete sie und wieder versuchte sie es mit letzter Kraft. – Doch immer vergebens. Beim sechsten Male glaubte sie, ein Zittern im Stein zu verspüren, und zugleich stieß ein Schmerz tief in ihr Herz.

Und nun fasste sie alle Kraft zusammen, all ihren Glauben und all ihre Liebe, die ein Mutterherz vergeben kann, stemmte sich gegen den Klotz, und siehe da – wie von einem Wunder gehoben, bewegte sich der Stein und neigte sich auf die andere Seite. Die Mutter aber, von dem schweren Stein tödlich getroffen, brach in einem Aufschrei von Schmerz zusammen. 

Der Graf hielt sein Wort. Noch am selben Tag öffnete er eigenhändig das Tor des finsteren Kerkers und entließ den Burschen in die Freiheit.

(Quelle: Mündliche Überlieferung. Der Text stammt überwiegend aus der Feder von Karl Lieck, Wassenberg.) 

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