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Wassenberg1420

Wassergräben nicht rund um die Mauer

Es gibt für Wassenberg neue Erkenntnisse über die Struktur von Stadtmauer und Wassergräben. Walter Bienen erläuterte beim kulturhistorischen Spaziergang des Heimatvereins, wo die Wassergräben verlaufen sein müssen. Von Philipp Schaffranek

Ein Jahr lang hat sich Walter Bienen intensiv mit der Wassenberger Stadtmauer und dem Wassergraben beschäftigt, der in weiten Teilen um diese herum verlaufen sein muss. Bei einem "Kulturhistorischen Spaziergang" teilte der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins nun seine neuen Erkenntnisse. Neue Theorien und Thesen, aber auch Anekdoten und so manche Geschichte hat Bienen bei seinen Recherchen entdeckt. Sogar mit einem der renommiertesten Burgenforscher Europas hat er sich getroffen.

Start der Führung, die dort verlief, wo einst die Mauer stand, ist am Roßtor. Am letzten erhaltenen Stadttor erklärt Bienen: "Die Theorie von Professor Heinrichs kann ich nicht nachvollziehen." Der Heimatforscher Heribert Heinrichs, der 1987 ein umfassendes Werk über seine Heimatstadt veröffentlichte, hatte anhand einer Prinzipskizze erklärt, der Wassergraben sei wie die Stadtmauer rund um die Stadt verlaufen. "Die räumlichen Verhältnisse lassen das nicht zu", meint Bienen. Zum Bergfried hin steige die Landschaft so stark an, dass dort kein Wassergraben gelegen haben könne. Lediglich eine Mauer habe die Stadt im Osten und um den Bergfried herum geschützt, ist Bienen überzeugt. Seine These stützt er durch einen Stadtplan aus dem Jahr 1825.

Entlang des Patersgrabens sei der Wassergraben verlaufen, und dort führt der kulturhistorische Spaziergang entlang. Bienen macht Station im Garten des Kapuzinerklosters, gleich neben dem Parkplatz am Roßtor. Hierzu kennt er eine Geschichte: Ein Pater Daniel habe im 17. Jahrhundert ein kleines Törchen beantragt. Genau durch die Stadtmauer hindurch. Denn dort hatten die Mönche einen kleinen Garten angelegt. Obwohl die Stadt dagegen war, genehmigte der Herzog von Jülich dieses Törchen.

Der Wassergraben, konnte demnach nicht direkt an die Stadtmauer angrenzen. "Der Wassergraben muss etwa 15 bis 20 Meter vor der Stadtmauer gelegen haben", sagt Bienen. Gut geplant sei das gewesen, weiß er nun vom Burgenforscher Dr. Joachim Zeune, der unter anderem im Kuratorium des Europäischen Burgeninstituts sitzt. Vor Kurzem traf er sich mit Bienen in Wassenberg. Der Stadtmauer vorgelagert, beeinträchtigte der Wassergraben nicht deren Fundament, so das Argument.

Der Abschnitt der Stadtmauer zwischen den beiden Wehrtürmen an Gondelweiher und Kirchstraße (im Bild) war nach jüngeren Forschungsergebnissen besonders gefährdet, weil es hier, wie Walter Bienen erläuterte, wohl keinen Wassergraben gegeben hat. FOTO: aha
Der Abschnitt der Stadtmauer zwischen den beiden Wehrtürmen an Gondelweiher und Kirchstraße (im Bild) war nach jüngeren Forschungsergebnissen besonders gefährdet, weil es hier, wie Walter Bienen erläuterte, wohl keinen Wassergraben gegeben hat. FOTO: aha


Auf stabilem Untergrund verlief die Mauer schräg unter der heutigen Sparkasse, wo im Keller ein Teil der Stadtmauer freiliegt. Zwischen Hausnummer 21 und 23 der Graf-Gerhard-Straße stand das Brühltor. Parallel zur Parkstraße muss die Mauer dann verlaufen sein, gleichzeitig bildete sie die Rückwand der äußeren Häuser.

Am Gelände des ehemaligen Freibads macht die Mauer einen Knick und steigt an. Dort liegt der Bleichweiher, wie Bienen vermutet der letzte Überrest des Wassergrabens. Am Wehrturm am Gondelweiher sei der Wassergraben dann geendet. "Der Abschnitt zwischen dem Wehrturm am Gondelweiher und dem Wehrturm an der Kirchstraße war der gefährdetste der ganzen Stadtmauer", erklärte Bienen. Das weiß er von Burgenforscher Zeune. Denn dort gab es keinen Wassergraben.
Und es erkläre auch die sieben Bögen innerhalb der Mauer. Nicht zur Stabilität der bis zu zehn Meter hohen Mauer hätten sie gedient, wie bisher vermutet. Hier müsse es Schießschächte zur besseren Verteidigung gegeben haben.

Quelle: RP vom 19.6.2017

 

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