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Sänger: Karl Lieck

Wassenberg1420

Bild 1 Der Gemeinderat
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 97x115 Öl/Leinwand sign. Mitte links

Der Gemeinderat

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Fünf Personen sind im Gespräch vereint und bilden somit eine Gruppe derjenigen, die Probleme für die Gemeinschaft zu lösen versuchen. Die gespannte Atmosphäre, das spartanisch ausgestaltete Interieur der Ratsstube, der unauffällige Zusammenklang der Farbtöne, all das verhilft der Komposition dieser Arbeit zu einer beeindruckenden Form der Geschlossenheit.
Zur großen Ausstellung der Düsseldorfer Malerschule, die zu Beginn der 30er Jahre in München und später in Düsseldorf stattfand, wird vom Künstler in einer Besprechung seines Gemeinderats hervorgehoben, dass Küppers Charakterfiguren sieht, die er porträtähnlich auffasst, sodass sie den Menschen formen. „Im Gemeinderat gruppiert der Künstler seine Typen zu einer Einheitshandlung von überzeugender Kraft. Er bleibt dabei aufrecht und verliert sich nicht in pointierte Anekdoten.“
Das Gemälde wurde vom jetzigen Besitzer vor mehr als 20 Jahren aus Privatbesitz erworben und wurde bereits 1996 zum 50 Todestag des Malers in Wassenberg ausgestellt und im gleichen Jahr bei der Vortragsreihe des Heimatvereins Geschichte vor Ort von Hans Heidemanns besprochen. In der großen Ausstellung von der KSK Wassenberg war es wieder Teil der herausragenden Sammelstücke und heute ist es Bestandteil der Sammlung Leo Küppers im Leo-Küppers-Haus.


 

Bild 2 Niederrheinische Spinnstube
Dauerleihgabe – Begas-Haus Heinsberg
Maße: 58x49 Öl/Leinwand sign. Unten links

Niederrheinische Spinnstube

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Zentraler Punkt, dieses im mittleren Format gestalteten Gemäldes, ist die Gestalt der Spinnerin im niederrheinischen Kücheninterieur. In einer für Küppers ungewöhnlichen Farbigkeit, gesteigert durch die geschickt nachempfundene Lichtkraft der Abendsonne, vermittelt die Arbeit die beruhigende Beschaulichkeit eines frühen Feierabends oder sonntäglichen Spätnachmittags. Gesteigert wird die Vertrautheit zu Haus und Heimat noch durch die Anwesenheit des zeitungslesenden Vaters.
Das Gefühl für Geborgenheit, natürlich in bürgerlichen Haushalten in Zeiten großer politischer Spannungen, brachten Leo Küppers gehäuft Aufträge dieses oder ähnlicher Genres auszuführen.
Im Heimatkalender der Heinsberger Lande schreibt der Heimatforscher W.J. Spehl 1930: „Zurzeit da dieser Kalender erscheint, soll im Museum in Heinsberg eine Ausstellung seiner Werke veranstaltet werden. Eines dieser Werke – Niederrheinische Spinnstube – ist zum Ankauf für das Museum bestimmt, und wir hoffen, dass er bald auch in unserer Heimat ein dankbares Motiv für eine neue Arbeit findet.“
Dieser Ankauf hat seinerzeit nicht stattgefunden. Es wurde 1996 dem Kreisheimatmuseum angeboten und einige Jahre im Rahmen der heimatkundlichen Sammlungen ausgestellt.
Zur Eröffnung des Leo-Küppers-Hauses am 5. Februar 2017 wurde es aus dem Depot des Begas-Haus als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
Es ist also wieder in der Öffentlichkeit angekommen und findet in der Sammlung Leo Küppers einen angemessenen Platz.


 

Bild 3 Die Zecher
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 50x38 Öl/Leinwand sign. Unten rechts

Der Geigenspieler

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Ein thematisch anders geartetes Oeuvre des Meisters, aber von gleicher qualitativen Ausstattung und auch zeitlich dem o. g. Bild zuzuordnen, ist die kleine Zecherrunde in heimeliger Umgebung. Spärlich erhellt, aber umso wirkungsvoller in der punktgenauen Ausleuchtung der Deutung des Bildes, zeigt Küppers seine Meisterschaft mit Farbe Licht zu erzeugen, das von innen heraus zu strahlen vermag, ohne dass eine andere Lichtquelle angedeutet wäre. Da glüht der Kopf des einen Zechers bei der Betrachtung des Wirtes, der neuen „Leuchtstoff“ nachgießt, während sein Zechkumpane schon beim Verglühen ist und in den Halbschatten abgleitet. Eine herrliche szenische Darstellung von Genuss kurz vor dem Besäufnis, das mit den vielen leeren Flaschen am Boden drohend prophezeit wird.

Bemerkung: Das zuvor unter Bild 3 hier inventarisierte Gemälde "Der Geigenspieler" ist inzwischen in Wassenberger Privatbesitz gegangen. Für den Bestand der Sammlung im Leo-Küppers-Haus eine traurige Entwicklung, tröstlich jedoch der Umstand, dass die Existenz dieser Einrichtung bei den Bürgern der Stadt die Erkenntnis erbracht hat, dass einen „Küppers“ im Haus zu haben die Beziehung zum Wohnort vertieft und auch Identität zu schaffen vermag.

Bild3klein


 

Bild 4 Der Würfelspieler
Dauerleihgabe – KSK Erkelenz
Maße: 38x49 Öl/ Leinwand sign. Mitte links

Der Würfelspieler

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Die für Küppers typische kleinformatige Arbeit bietet dem Betrachter eine abwechslungsreiche Einsicht in menschliche Charaktere und Verhaltensmuster. Was auf den ersten Blick an eine beschauliche Wirtshausszene erinnert, stellt bei einer näheren Betrachtung eine spannungsreiche Situation zwischen Menschen unterschiedlichen Charakters und Herkunft dar.
Den Mittelgrund des Gemäldes bildet die Tischrunde in einer gemütlich wirkenden Gaststube. Das Beisammensein in beschaulicher Runde ist aber nur augenscheinlich. Tatsächlich sitzen sich hier zwei Parteien gegenüber, die eher nicht zusammengehören.
Da sind Männer der Stammtischrunde, die sich bei Wein und Tonpfeife zum Feierabend treffen. Sie bilden den skeptischen aufmerksamen Halbkreis im Hintergrund. Der agierende Partner in der Runde zeigt sich dem Betrachter nur in Halbrückenansicht; ist in Haltung und Kleidung abgehoben von dem bürgerlichen Hintergrund und konzentriert sich deutlich auf sein Würfelspiel. Seine Kunstfertigkeit scheint die Bürgerrunde über die Maße zu erstaunen. Darüber hinaus spielt sich in ihren Mienen auch eine gewisse Scheu und Skepsis gegenüber dem Fremden wieder.
Der Fremde, der schon in Kleidung, Haltung und Positionierung vom Maler von der Runde getrennt wird, unterscheidet sich auch in seiner Trinkgewohnheit. Auf einem Beistelltisch neben ihm hat die Wirtin den Branntweinkrug wohlweislich hingestellt. So kann man mit Recht diese Szene untertiteln mit dem alten Spruch – Der Teufel hat den Schnaps gemacht, um uns zu verderben – und wir ergänzen: und das Würfelspiel.
Dieses Gemälde ist ein schönes Beispiel, wie Küppers in seine oft harmlos wirkende Genrebilder sinnhafte und ermahnende Botschaften mit einfließen lässt.


 

Bild 5 Horn und Korn
Dauerleihgabe – KSK Erkelenz
Maße: 49x38 Öl/Leinwand sign. Unten links

Horn und Korn

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Wieder eine kleinformatige Arbeit, die auf engstem Raum die Stimmung einfängt, die so die vertraute Situation niederreinischer Dörflichkeit wiederspiegelt.
Der Schankraum der Gastwirtschaft wird flugs in einen Konzertsaal umgestaltet, indem dem Konzertierenden ein breiter Schanktisch bereit gestellt wird, auf den er seine Notenblätter eher unordentlich verteilt. Die Noten zum dargebotenen Musikstück sind vor einem Bücherstapel aufgerichtet, das Horn ist in Anschlag gebracht und das notwendige Schmiermittel, die Flasche Korn, steht in Reichweite.
Während die Zuhörerschaft mangels Sitzgelegenheit vom Hintergrund aus gespannt die Vorbereitung zum Kunstgenuss stehend den Beginn erwartet, konzentriert sich der Meister auf die nun bald erklingenden Töne. Die Backen sind gebläht, die Nase gerötet durch Eifer oder Schmiermittel, man weiß es nicht. Sicher ist, dass der Wandermusikant dem eher wenig spannenden Wirtshausgang der Dörfler eine besondere Attraktion bietet, wovon auch die aufmerksame Beobachtung des Hündchens in der Mitte des Geschehens Zeugnis gibt.
Die Komposition des Bildes entspricht der Intention des Malers, hier eine stimmige launige Runde zu präsentieren, die den Betrachter schmunzeln lässt und ihm vermittelt, nicht nur das Horn ist rund.


 

Bild 6 Der Zeitungsleser
Dauerleihgabe – Begas-Haus Heinsberg
Maße: 46x37 Öl/Leinwand sign. Oben rechts

Der Zeitungsleser

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Es gibt nur wenige Gegenstände, die den Hausrat des lesenden Mannes beschreiben.
Es ist die Reduzierung auf das Notwendigste, um Atmosphäre zu erzeugen. Küppers will hier nicht Armut beschreiben, eher bescheidene Beschaulichkeit im bäuerlichen Raum. Auch hier fällt uns wieder der Niederrhein ein, mit seinem so typischen Interieur bäuerlicher Anwesen. Jedes kleine Bauernmuseum hier in der Gegend zeigt Wohnstuben, wo Tisch, Stuhl mit geflochtenem Sitz, ein kleines Bild an der Wand, eine bescheidene Einheit bilden. Aber auch in dieser Umgebung entsteht ein gewisser Luxus, den nur ein arbeitender Landmann für sich zu schätze weiß. Wir, in unserer von Reizen überfluteten Welt, werden inne bei der Betrachtung von dieser Idylle. Was braucht es mehr, als nach langem Arbeitstag noch einmal die Zeitung von gestern oder das Leihexemplar vom Pastor zu studieren und bei einem Glas Wein oder Most die Geschehnisse in der großen, weiten Welt zu erfahren.
Da gibt es noch nicht die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit, die im Minuten- und Stundentakt mit Neuigkeiten aufwartet.
Der Alte erfährt Altes von woher?
Namen und Orte sind wohl fremd, sodass die Nachrichten aus der Kreisstadt oder dem Bezirk Stoff zum Nachdenken genug bieten.
Ein idyllisches kleines Werk, das vor fast einhundert Jahren gemalt, noch an die gute alte Zeit erinnert.


 

Bild 7 Der Maler im Louvre
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 107x98 Öl/Leinwand sign. Unten links

Der Maler im Louvre

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Dieses großformatige Gemälde stellt den Maler in den Mittelpunkt der grandiosen Kunstwelt des Louvre. Links sehen wir Friese wohl römisch-griechischer Provenienz, schemenhaft im Halbdunkel, aber majestätisch aufsteigend. Was aber den Mittel- und Hintergrund beherrscht ist die große Kostbarkeit der nicht eben armen Sammlung von Skulpturen des Museums.
Hochaufragend zeigt uns der Künstler in wenigen schattigen und lichten Malzügen die berühmte Nike von Samothrake, eine der wenigen erhaltenen Darstellungen der griechischen Göttin des Sieges, wohl um 200 v. Chr. entstanden. Bedeutsam bei diesem Gemälde ist die Aufstellung der Statue zu einer Zeit, die vor 1914 erfolgte. Heute steht die Nike prominent unter einer Glaspyramide zentral im Louvre. Wer stellt sich aber so selbstbewusst und forsch in dieses Ensemble antiker Kunst? Der sogenannte Malerstock in der rechten Hand des Mannes zeichnet ihn als Maler aus. Mantel und keck gesetzter Hut vervollständigen das Bild des Künstlers. Als blickte er in die Linse einer Kamera produziert er sich im Selbstporträt. Der Gedanke drängt sich auf, dass sich Küppers hier selbstbewusst in Denkmal setzt.
Wir wissen, dass er mehrfach zu Studien in Paris lebte. Es ist bekannt, dass er vor 1914 in Paris weilte und mit dem Ausbruch des Weltkrieges, wie auch viele andere deutsche Künstler, zurück nach Deutschland kam, um als Kriegsfreiwilliger zu dienen.
Fotos und ein Selbstporträt von Küppers kennen wir nur aus späterer Zeit.
Hier würden Aussehen und Gestik auf den 30-35 jährigen Küppers deuten.
Bleibt die Personenstaffage zu erwähnen. Hier greift Küppers die Gebärden und Kleidungsstücke seiner späteren niederrheinischen Genreszenen auf und stellt sich so in die Mitte seiner Niederrheiner und nicht in das mondäne Besucherpublikum der französischen Hauptstadt. Ist hier schon die patriotische Grundstimmung wiedergegeben, die die deutschpreußischen Bürger zu Beginn des 1. Weltkrieges wie eine Fieberkrankheit ereilte?


  

Bild 8 Kirmes am Niederrhein
Dauerleihgabe – KSK Erkelenz
Maße: 97x109 Öl/Leinwand sign. Unten rechts

Kirmes am Niederrhein

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Dieses großformatige Gemälde fällt in vielerlei Hinsicht innerhalb der Ausstellung aus dem Rahmen. Küppers hat hier ein Thema gewählt, das bezüglich der Maltechnik als auch des Sujets außergewöhnlich ist. Allein die Tonigkeit der Farben erinnert an die Interieurs seiner Genrebilder.
Hier besticht die Vielbürgerlichkeit des Kirmestreibens.
Der Maler wählt zur Betrachtung des Geschehens einen etwas entfernten, höher gelegenen Standort, um sich einen gute Überblick zu verschaffen.
In schöner perspektivischer Sicherheit geht er von präziser Betrachtung des Geschehens einzelner Gruppen über in die Unübersichtlichkeit des Kirmesgeschehens im Mittel- und Hintergrund. Dieses geht dann stimmig über die Budendächer hin in die kleine Stadt, die sich von der Höhe hinten rechts bis ans Rheinufer erstreckt.
Viele der hier dargestellten Attraktionen erinnern an eine Zeit, die zwischen der Jahrhundertwende um 1900 und 1920 zu vermuten sind.
Der Leierkastenmann zieht eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen an, seine Tochter sammelt im Umfeld die Spenden ein und gewinnt mit dem Affen am Bande zusätzlicher Aufmerksamkeit. Der Moritatensänger mit seinen Schautafeln ist ebenso ein Hingucker wie der Mann mit seinem Spieltisch im Vordergrund.
Die Details verschwimmen mit der Entfernung zum Geschehen und lassen den Betrachter immer wieder neue Entdeckungen machen. Während die Figuren im Vordergrund die genaue Betrachtung des Malers in genrehafter Qualität wiedergeben, wirken die skizzenhaften Darstellungen der Menschenmassen im Mittel- und Hintergrund nur noch als Staffage.
Karussell und Riesenrad sind am Rande der Budenstadt als Abschluss des Kirmestreibens noch einmal als Höhepunkt der Attraktionen zu erwähnen.
Die Kirmes hier am Rhein bildet ein gesellschaftliches Ereignis von besonderer Bedeutung für die Menschen der Kleinstadt. Sie ist mehr als nur Vergnügungsort, hier wird man gesehen und sieht, so bleibt Leo Küppers in seiner Bestimmung treu, Menschen in vertrauter Umgebung darzustellen. Hier also einmal nicht als kleine Gruppe in geschlossener Gesellschaft, sondern als Gemeinschaft einer kleinstädtischen Umgebung, eben Niederrhein.


 

Bild 9 Porträt eines alten Mannes
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 27x21 Öl/Leinwand sign. Unten links

Porträt eines alten Mannes

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Dieses im Halbprofil gezeigte Porträt eines alten Mannes ist ein hervorragendes Beispiel für das große Zeichentalent des Leo Küppers.
Schon der ins expressionistische gehende Malstil verrät die enge Verbindung zwischen Küppers und Eduard von Gebhardt, dessen letzter Meisterschüler Küppers war. Gebhardt wie Küppers sind von den Wurzeln her von der religiösen Bildnismalerei gekommen. Neben dem Einfluss von Professor Feuerstein von der Münchener Akademie auf Küppers Motivwahl (s. Bild 10) wird hier der bestimmende Malduktus von Gebhardt durch Küppers noch überhöht. Auch in diesem kleinen Porträt bleibt Küppers seiner bevorzugten Farbauswahl, den gedämpften Tönen, treu.
Dennoch „explodieren“ die Farben in diesem kleinen Porträt in für Küppers ungewohnter Art. Wieder zusammengeführt in gebührendem Abstand zeichnen sie ein konzentriert erscheinendes Bild des alten Mannes.



Bild 10 Jesus vor Pontius Pilatus
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 87x65 Öl/Leinwand sign. Unten rechts

Jesus vor Pontius Pilatus

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Leo Küppers Wunsch, Zeichenlehrer zu werden, war wohl die Ermahnung des Vaters etwas Anständiges zu lernen. Mit seinem Talent zum Zeichnen war die Alternative für den Handwerker Vater Küppers der Beruf des Anstreichers und Malers für seinen Sohn gesetzt. Da wich Leo Küppers aus und überzeugte die Eltern, ihm die Ausbildung zum Zeichenlehrer an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf zu erlauben.
Bekanntschaften mit Studenten der Kunstakademie waren wohl ausschlaggebend für ihn, sich für das Kunststudium zu entscheiden. Es wird das angeborene Talent zum Zeichnen gewesen sein, dass er ohne höhere Schulbildung als Student zugelassen wurde.
Es wird berichtet, dass er während der Semesterferien sich mit Auftragsarbeiten als Theatermaler in Thüringen und Sachsen das Studium finanzierte und auch in Kirchengemeinden mit Gestaltung religiöser Aufträge wie z.B. Kreuzwege und Freskenmalerei sein Geld verdiente.
Weitere Ausbildungsorte wurden für ihn die Akademien in Karlsruhe und München. Dort wurde Schüler von Professor Feuerstein, dem führenden akademischen Lehrer für religiöse Kunst. Wir wissen auch, dass Küppers nach seiner Münchener Zeit immer wieder Aufträge aus dem kirchlichen Bereich erhielt, in Kirchen zu arbeiten und Kreuzwege zu malen.
Hier haben wir nun ein frühes Beispiel für seine religiöse Kunst zu Beginn seiner Malerlaufbahn. Das Gemälde zeigt die Kreuzwegstation, die Jesus nach der Dornenkrönung vor den römischen Statthalter Pontius Pilatus bringt, der Jesus nach dem Wunsch der hohen Priester und der aufgebrachten Menge zum Tode verurteilen soll. Die Verurteilung erfolgt auch, aber Pontius Pilatus zeigt sich hier in der Rolle des taktierenden Politikers und demonstriert für alle sichtbar, dass er dem Wunsch des Volkes entspricht, aber seine Hände in Unschuld wäscht.
Jesus schaut den Betrachter direkt an mit einem Gesichtsausdruck des Erstaunens aber auch stiller Würde, während die Gesichtszüge des Statthalters Hinterlist und die des römischen Soldaten rohe Gewalt ausdrücken.



Bild 11 Stadtansicht Wassenberg im Winter
Dauerleihgabe – Stadt Wassenberg
Maße: 44x79 Öl/ Holz sign. Unten rechts dat. 1904

Stadtansicht Wassenberg im Winter

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Mit dieser Hommage an seine Heimatstadt meldet sich der als Zeichenlehrerschüler, nach Düsseldorf ausgewanderte Leo Küppers nach Hause zurück. Sein ausgeprägtes Zeichentalent fördert Aufbau und Perspektive des Gemäldes durchaus die winterlich gedämpfte Farbgebung. Der Maler geht hinaus vor die Stadtmauer hin zum Wingertsberg, um das prägende Ensemble von Georgskirch, Stadtmauer und Bergfried vor Augen zu haben.
Die verschneite Wiesenlandschaft vor der Stadtmauer nimmt fast die Hälfte des Bildvordergrunds in Anspruch und lässt den Blick des Betrachters gerne hinüber auf die Silhouette der Stadt streifen. Links im Bild der alte Wehrturm am Ende der langen Stadtmauer, dahinter Hausdächer, wo heute der Küstersgarten mit seinem mächtigen Mammutbaum zu finden ist. Dann die Georgskirche und hangaufwärts die Burg mit dem in Ruinen stehenden Bergfried als höchster Geländepunkt im Rurtal.
Diese postkartenwürdige Ansicht Wassenbergs konnte der junge Küppers 1904 noch genießen, bevor der Bahndamm der Linie Baal-Wassenberg aufgeschüttet wurde und die Blickrichtung zwischen Stadt und Rurhöhe sperrte. Daher haben spätere Künstler und Fotografen den Blick auf Kirche, Berg und Bergfried auch immer wieder vom Gondelweiher aus gerichtet, der zu jener Zeit noch nicht existierte.
Das Wiesengelände vor der Stadtmauer ist heute Teil des Garten- und Parkringes, der vom Bergfried aus über die Kirchstraße hin zum Küstersgarten und Gondelweiher bis ins nahe Judenbruch führt.
Das anmutige Städtchen lässt den jungen Künstler aber nicht vergessen, dass er hier nur auf Weihnachtsbesuch bei den Eltern ist. Da malt er flugs die zweispännige Postkutsche, die mühsam die Kirchstraße hinaufgezogen wird und die ihn in den nächsten Tagen nach Erkelenz bringen wird, von wo er den Zug nach Düsseldorf nimmt.



Bild 12 Die Weinprobe
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße 70x61 Öl/Leinwand sign. Oben rechts

Die Weinprobe

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Die Szene spielt im Ausschank des Winzers. Der Gast ist wohl ein Wanderer, der seinen Spaziergang durch die Weinberge unterbricht, um einen kühlen Trunk zu genießen. Das spärliche Licht, das den Raum erhellt, fällt durch dicke Butzenscheiben eines Fensters im Hintergrund. Eine weitere indirekte Lichtquelle kommt aus dem Vordergrund und beleuchtet den genießenden Weintrinker ausreichend, um ihn in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen.
Wie er das Glas hebt und mit Genuss den ersten Schluck nimmt, mit verschlossenen Augen und stiller Zufriedenheit im Gesicht, das hat der Künstler meisterlich in Szene gesetzt. Damit beweist Küppers erneut sein Talent Genreszenen in wenigen Farben und wenig Staffage zu gestalten. Wie es damit die beiden Sinne, Schmecken und Riechen, so deutlich in den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt, erinnert uns wieder an seine künstlerische Ausrichtung, die holländische Genremalerei des 16. Jahrhunderts, mit ihren oft derben bäuerlichen Gelagen, in das nüchterne beginnende 20. Jahrhundert zu transferieren. Betrachtet man den Winzer, wie er in gespannter Haltung den Genießer beobachtet, so wird die Szene in harmonischer Weise geschlossen, Zumal sein zufriedener Gesichtsausdruck verrät, dass er von der Qualität seines Weines sehr überzeugt ist.



Bild 13 Aussicht auf Wassenberg
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 34x36 Druckgrafik sign. Unten rechts

Aussicht auf Wassenberg

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Diese Stadtansicht von Wassenberg war Anfang des 20. Jahrhunderts in Wassenberg und Umgebung beliebt und weit verbreitet. Bekannt sind zwei Gemäldeversionen, die 1904 entstanden und im Familiensitz verblieben. Das größere der beiden Gemälde gelangte dann in den Besitz der Stadt Wassenberg und ist nun in der Dauerausstellung im Leo-Küppers-Haus ausgestellt.
Küppers zeigt in der Grafik die gleiche Perspektive, die er auch in den Gemälden wählte. Die Grafik gibt jedoch einer größeren Tiefenwirkung Raum, indem sie den Blick des Betrachters vom Vordergrund des Bildes, die Weidezaunanlage entlang, in eine schier endlose Tiefe führt. Hier trifft dann die zweite markante Linie hinzu, die das Bild in der Horizontalen schneidet. Die alte Stadtmauer ist hierfür die Grenze zwischen Natur und städtischer Bebauung und den markanten Wahrzeichen Wassenbergs, der Georgskirche und der noch in Ruinen stehende Bergfried um 1904.


 

Bild 14 Der Hornist
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 50x40 Öl/Leinwand sign. Unten links

Dieses Bild ist ein weiteres Beispiel für die geniale Begabung des Leo Küppers, Szenen des Alltäglichen in eine Atmosphäre der ruhenden Beschaulichkeit zu bringen.
Wir haben den Hornbläser bereits in Bild 5 als Alleinunterhalter im Wirtshausmilieu vorgestellt.
Hier ist der Alte allein in seinem Dachzimmer. Es zeigt ihn in ungewöhnlicher Position: auf dem mit einem persischen Teppich bedeckten Tisch sitzend. Der Teppich ist eine Reminiszenz an die Gemälde der Niederländer im 17. Jh. Ein Schemel mit geflochtenem Sitz dient ihm zur Entlastung des linken Beins.
Hier ist ein Mann behaglich zuhause in einem mittelalterlichen Städtchen, dessen Silhouette wir hinter den Butzenscheiben erkennen. Er übt ein Stück „just for fun“ ohne Noten, die auf dem Tisch liegen. Er braucht weder Publikum noch Applaus.
Was er „trötet“ wird er wohl zur Weihnachtszeit mit seinem Posaunenchor vom Kirchturm blasen, den wir im Hintergrund erkennen, um die Bewohner des Städtchens auf die Weihnachtszeit einzustimmen.



Bild 15 Die zwei Piefen
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 48x38 Öl/Holz sign. Unten rechts

Die zwei Piefen

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Küppers präsentiert mit diesem Kabinettstückchen wieder einmal die „gute, alte Zeit“, in der es auch ohne Strom und Heizung heimelig zuging.
Der für Küppers so typische Alte in rotem Überrock und Hut sitzt in seiner Wohnstube und zündet sich genüsslich seine lange Pief an.
Der Piefekopp brennt mächtig, und es ist schwer zu sehen, ob mehr Rauch oder mehr Feuer die Bude qualmen lässt.
Eine zweite Feuerquelle ist die Öllampe, die den schummrig beleuchteten Raum in ein heimeliges Licht taucht.
Die eigentliche Feuerstätte, der eiserne Bärenklauofen im rechten Hintergrund mit dem großen Wasserkessel darauf, ist dagegen noch nicht in Aktion. Wahrscheinlich mangelt es an Kohlen, denn die Schütte davor ist leer. Das scheint den Alten aber nicht zu stören. Ihm reicht es, wenn die Pief qualmt und das Pieferohr kalt bleibt.


 

Bild 16 Der Babysitter
Dauerleihgabe – Missionshaus St. Michael Steyl
Maße: 50x40 Öl/Leinwand sign. Oben links

Der Babysitter

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„Für was ist man noch immer gut“. Diesen Spruch hört man immer wieder, wenn sich alte Leute nicht zum „alten Eisen zählen wollen. In der häuslichen Großfamilie war es eh und je so, dass die Alten nicht in Rente gingen, sondern ihren Beitrag zum häuslichen Leben zusteuerten und so zum Fortbestand der Familie sorgten.
Dem Ohm sei die Rolle gegönnt, aber nur Zeitung lesen am helllichten Tage, das geht ja nicht. Vielleicht hat er noch eben beim Füttern geholfen oder der jungen Bäuerin im Garten mit Rat und Tat beigestanden – Mütze, Joppe und Klompen deuten darauf hin.
„Geh und pass auf das Kleine auf“, wird der Rat gewesen sein, eine Ruhepause einzulegen. Nun hat er die Gelegenheit, die Zeitung noch vor dem Abend zu lesen und beim Abendessen das Neueste mitzuteilen.
Fürsorglich hat er den rechten Klompen abgestreift und betätigt mit dem Fuß leicht die Wiege, ein Erbstück aus der Familie.
Das Wohnzimmer mit der Balkendecke, die Eichenvitrine mit Gläsern und Porzellan zeigen zeigen ein gediegenes Interieur, das sich mit dem eines bürgerlichen Haushaltes messen lassen kann.
Ruhe, Geborgenheit und Wohlstand drücken sich in diesem Gemälde unaufdringlich aus.


 

Bild 17 Die alte Juffer
Dauerleihgabe – Missionshaus St. Michael Steyl
Maße: 42x35 Öl/Holz sign. Unten links

Die alte Juffer

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In diesem Bild entführt uns Küppers in die niederländisch-belgische Welt der Beginen. Die klosterähnliche Gemeinschaft erlaubte es unverheirateten älteren Frauen oder Witwen ihre Eigenständigkeit in vertrauter Umgebung zu behalten. In den sogenannten Beginenhöfen lebten sie in fest ummauerten, bewachten Kommunitäten. Sie entstammten in den meisten Fällen dem niederen Adel, dem wohlhabenden Bürgertum oder dem großbäuerlichen Milieu.
Das am meisten verbindende Merkmal waren jedoch christliche Lebensführung, priesterliche Betreuung, Kirchgang und Gebet.
Küppers hat einen Blick in die Wohnstube einer Begine gewagt. Da sitzt die Alte kerzengerade auf ihrem Stuhl und strickt, denn Müßiggang ist aller Laster Anfang. Sparsamkeit ist eine Tugend, die sie von Jugend an verinnerlicht hat. Kein Ofen heizt den Raum; Haube, ein dicker Wollrock, Schal und Pullover reichen aus. Den einzigen Luxus erlaubt sie sich, indem sie die Füße auf ein Heizbänkchen setzt, in dem ein erhitzter Ziegelstein vor Fußkälte schützt.
Ihre Herkunft verrät uns der Künstler indirekt mit der gediegenen Ausstattung des Wohnraums.
Das Porzellan auf dem gläsernen Wandbord ist nicht zum täglichen Gebrauch bestimmt. Die Kommodentruhe mit Kupferkessel und Krügen, das Bild an der Wand, eine Pieta, weisen auf einen gewissen Wohlstand hin. Woher dieser Wohlstand kommt, erfährt der Betrachter, wenn er Löffelbrett und Butterfass, Erbstücke vom elterlichen Hof am rechten Bildrand sieht.


 

Bild 18 Der junge Lautenspieler
Dauerleihgabe –Privatbesitz
Maße: 65x55 Öl / Leinwand sign. oben rechts

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Wie schon verschiedentlich erwähnt, macht sich Leo Küppers als Genremaler und Bewahrer der Niederländischen Tradition des 16. Jahrhunderts in der Düsseldorfer Kunstszene einen Namen.
Liebgewordenen Sujets, wie musizierende Menschen in heimischen Interieurs, bleibt er in seinem Werk treu.
Sonst sind es die Alten, die sich an der Musik erfreuen. Jetzt zeigt uns der Künstler einen jungen Burschen, der zur Laute greift und ein Liedchen trällert.
Bekleidet mit Kniebundhose, weitem Überrock und keckem Reisehütchen vermittelt er dem Betrachter den Eindruck, dass hier den Eltern ein Abschiedsständchen gespielt wird, bevor es auf Wanderschaft geht. Das Bündel auf dem Hocker hinter ihm ist das leichte Reisegepäck.
Krug und Glas auf der spiegelnden Fläche der Truhe bringen den Betrachter auf einen weiteren Gedanken.
Nicht allein die Abschiedsszene hat den Maler inspiriert, sondern die Auflösung des Bildes in Flächen, die dann wieder zu einem Ganzen gefügt werden, ist hier das Ziel der Komposition.
Der Betrachter hat den Eindruck, dass Küppers das perspektivische Zeichnen und die Geometrie als Wirkung seiner akademischen Ausbildung demonstriert und die Kühle der kommenden Abstraktion in der Kunst voraussieht.


 

Bild 19 Am Spinett
Dauerleihgabe - Privatbesitz
Maße: 60x49 Öl / Leinwand sign. oben links

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Küppers lädt uns in die Welt des gehobenen Bürgertums der frühen 20er Jahre ein.
Wer es sich leisten kann, zeigt dem Besucher die Gediegenheit des Interieurs mit den entsprechenden Accessoires, als da sind Bilder und Teppiche und Mobiliar von ausgesuchter Qualität. All das drapiert der Maler geschickt in das Zentrum seines eigentlichen Auftrags. Die ganze Zierde des Hauses, das junge Fräulein, beherrscht das Bild in seiner Mitte. Die eben erwähnte gutbürgerliche Umgebung wird in ein monotones Dunkel gehüllt, damit die zentrale Gestalt umso mehr und deutlicher zur Geltung kommt. Die junge Dame zeigt uns ihren reizenden Rücken, wohlgekleidet in Samt und Seide. Die hochgesteckte Frisur lässt die betont grazile Haltung der Spielerin am Spinett über Hals und Schultern bis in die Fingerspitzen deutlich werden. Der matte Schein des indirekten Lichts reicht aus, um diese Komposition von musikalischer Eleganz auf uns wirken zu lassen.


 

Bild 20 Der Ratsherr
Dauerleihgabe - Privatbesitz
Maße: 42x34 Öl / Holz sign. oben rechts

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Der Herr, der uns hier ernst und herrisch anblickt, fordert Respekt für sich und sein Amt. Da strahlt jemand Würde aus in Haltung, Mimik und Kleidung. Aus der Schattentiefe des Bildes arbeitet der Maler in nur wenig helleren Farben das Gesicht eines Mannes heraus, der verborgen unter dem hohen Hut des Würdenträgers und der eher verdeckten Mimik unter schwarzem Vollbart nur eines zu fordern scheint, Gehör und Gehorsam.
Das Amtsgewand aus rotem Samt, goldene Amtskette, mächtige Halskrause, die behandschuhte Faust fest den Knauf des Stocks umfassend sowie der hohe Herrenhut sind Attribute, die den eben Porträtierten in seiner Haltung verstärken.
Diese Arbeit befand sich im Nachlass des Künstlers und wurde in der Familie weitervererbt, bis es dann im Leo-Küppers-Haus seinen Platz fand, um das hervorragende Talent Küppers als Porträtist zu belegen, wie er es unter der Anleitung seines Lehrmeisters, Eduard v. Gebhardt, verfeinerte.


 

Bild 21 Treibjagd in den Rurauen
Dauerleihgabe – Stadt Wassenberg
Maße: 46,5 x 56,5 Öl / Malkarton sign. unten links

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Es sind nur ganz wenige Landschaftsbilder von Leo Küppers bekannt. Sein wohl erstes Gemälde dieses Sujets ist im Leo-Küppers-Haus unter der Bildnummer 11 beschrieben und mit 1904 datiert.
Hier nun eine Landschaftsdarstellung mit Figurenstaffage, die wohl eine Auftragsarbeit für den Maler war, der von der betuchten Jägerschaft seiner Heimatstadt den Auftrag erhielt, sie bei der „Arbeit“ zu porträtieren. Das fiel ihm sicher nicht schwer, hatte er doch gewiss die feinen Studien seines Freundes Jean Grothe vor Augen, wie er die blühende Landschaft der heimischen Ruraue in so vielen Arbeiten porträtiert hatte. Die frostig heitere Auenlandschaft und der bewaldete Anstieg zu den Rurhöhen mögen ihm bei seiner Atelierarbeit in Düsseldorf recht präsent gewesen sein, als er in gekonnt expressionistischer Manier den Auftrag erledigte.
Die eilig heimwärts strebenden Jagdgenossen mag es wohl geärgert haben, dass weder Beute noch Schuss zum Thema wurden. Da hat Küppers wohl seinen feinsinnigen Humor durchgesetzt und die heimeilenden Waidgenossen in Richtung Bier und Korn in die Mauern der Stadt geschickt.


 

Bild 22 Beim Notar
Dauerleihgabe - Privatbesitz
Maße: 100x79 Öl / Leinwand sign. unten rechts

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Auch in diesem Gemälde wird Küppers wieder seinem Ruf als Meister des Genres gerecht. Thematisch bewegt er sich ja immer im bäuerlich handwerklichen Milieu mit häufigen Ausflügen in die Welt der Akademiker und deren Vorlieben für Kunst und Musik.
Wir kennen Arbeiten von ihm, die offensichtlich als Auftragsarbeiten zu bewerten sind, zumal die dargestellten Personen in bestimmter Berufskleidung (Apotheker) oder Umgebung (Studierstube oder Uhrmacherwerkstatt) auftreten. In diesem Fall befasst sich Küppers mit den Juristen. Bei genauer Betrachtung der Personen und des Milieus ist hier sicher keine Auftragsarbeit im Spiel. Küppers betrachtet diesen Berufsstand eher spöttisch kritisch und ein wenig respektlos, wie es z. B. sein großer Kollege Honoré Daumier aus Frankreich getan hat. Noch heute sammeln Anwälte und Notare mit Vergnügen seine Lithographien, die ihren Berufsstand eher weise belächelnd zur Kenntnis nehmen.
Schön zu betrachten, wie der um Rat fragende Klient beeindruckt zum Wissenden aufschaut. Der gläubige Blick auf den nach Weisheit suchenden Meister erinnert schon an religiöse Verzücktheit. Und er, in Habitus und Gewandung ganz der Erwartung entsprechend. Pelzkappe und Kragen, Hemd und Schleife geben dem Herrn Notar die rechte Würde, um den durch geistigen Blick in die Ferne zu unterstreichen. Was er dort sieht, wird er bald zu Papier bringen und das wird fundiert sein, hat er doch Welterfahrung – den Globus hinter sich – in der Requisite. Im Fundus Aktenpakete wohlverschnürt zuhauf auf dem Boden und Gesetzesbücher in Reichweite neben sich. Ein gut gemaltes Stück Rechtsgeschichte vergangener Zeit.


 

Bild 23 Stillleben mit Kaktus
Dauerleihgabe - Privatbesitz
Maße: 39 x 29 Öl / Malkarton monogr sign. unten rechts Rückseite

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Das kleinformatige Stillleben erscheint auf den ersten Blick wie ein Ausschnitt aus einem der großen Genredarstellungen des Leo Küppers, doch beim näheren Hinsehen stellt der kundige Betrachter fest, dass der Künstler alle Elemente des Stilllebens genutzt hat, um eine stimmungsvolle Komposition zu schaffen. Dass er die stachelige Kühle des Kaktus wählt, kommt nicht von ungefähr. Blumenstillleben, wie sie die flämischen und niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts zu tausenden geschaffen haben, will er nicht kopieren. Die damals üblichen Accessoires in den Kompositionen der alten Meister greift er jedoch freudig auf, wohlwissend, dass der geschulte Blick des Betrachters ihm dabei wohlwollend folgt. Da darf der orientalische Teppich nicht fehlen, nicht der glänzende Fayenceübertopf aus Delfter Manufaktur, das alte Buch des belesenen Eigentümers dieser Idylle, aber dann der Vorhang, in der Musterung des modischen Geschmacks der wilden 20er Jahre. Ein gelungener Schwenk durch die Jahrhunderte der europäischen Kunst der Stilllebenmalerei.


 

Bild 24 Das Schachspiel
Dauerleihgabe – Heimatverein Wassenberg
Maße: 100 x 90 Öl / Leinwand sign. unten links

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Bildaufbau inklusive der Personenstaffage fesseln Leo Küppers sehr direkt an seine großen Vorbilder, die Maler der niederländischen Schule, des sog. „Goldenen Zeitalters“ des 17. Jahrhunderts. Wie sie legt er die Stimmung durch Bildaufbau und Farbigkeit fest und lädt den Betrachter ein, Gast einer illustren Gesellschaft zu werden.
Wie die Personen im Bild ist auch er direkt in den Mittelpunkt des Geschehens versetzt, blickt auf das Schachbrett und soweit kundig, sich auch der Dramatik der Partie zu diesem Augenblick bewusst. Alle Augenpaare kennen nur einen Fokus und würde man die Blickrichtung mit Linien verlängern, träfen sie sich auf dem Schachbrett, dem Zentrum des Geschehens. Zum Glück wird die Dramatik des Augenblicks gebrochen, schielt doch der Zwergspaniel am Rande des Bildes ganz ungeniert in Richtung des hinzugekommenen Betrachters. Von ihm erhofft er doch ein Ende der schweigsamen Unterhaltung. Auch das Glas mit den Geleefrüchten auf dem für niederländischen Verhältnissen typischen Teppich-Tischbelag löst die Spannung, so dass die familiäre Situation in der Gesellschaft die „Kampfszene“ überdeckt.
Sollte der Betrachter bei der Bekleidung der agierenden Personen irritiert sein, könnte ihm der Hinweis nützlich sein, dass Küppers bei seinen Studien in den Museen von Amsterdam und Leiden sicher Skizzen und Kopien aus dem großen Fundus der niederländischen Genremalerei des „Goldenen Zeitalters“ mit nach Düsseldorf gebracht hat und sie dort in seine Arbeiten mit einfließen ließ.

Wer sind die Personen, die Küppers hier porträtiert? Sind es nicht Porträtaufträge, die er ausführt, wissen wir aus seinen Studien genug, dass er sich ähnlich wie sein großer Lehrmeister Eduard von Gebhardt „Charakter-köpfe“ von der Straße holte, um sie in seine Genres hinzuzufügen. Hier sind wir in der glücklichen Lage, zwei der dargestellten Personen zu benennen. Durch Veröffentlichung des Gemäldes auf der Internetseite des Heimatvereins und der Rheinischen Post meldeten sich Nachfahren beim Heimatverein und konnten über Herkunft, Verbleib des Gemäldes und darstellte Personen einige Aufhellung bringen.
So erfahren wir, dass die junge Frau am Schachbrett die Nichte der Ehefrau von Leo Küppers ist, die Patentante geworden war und man daher dem Kind den Namen Klara gegeben hatte, den Vornamen der Ehefrau von Leo Küppers.

Die zweite uns bekannte Person befindet sich auf dem Gemälde hinten rechts. Sie trägt auf einem Tablett Kaffeekanne und Tassen in den Raum und ist mit dunklem Kleid und weißem Servierhäubchen leicht als Personal im Hause zu erkennen. Hierbei handelt es sich um Frau Sophie Morgendorf, die in der Familie als frühverwitwete Cousine des Leo Küppers bekannt war und im Hause Küppers als Hausdame Beschäftigung fand.
Aus diesem Grund verblieb das Gemälde bis zum Tode der Witwe Leo Küppers in deren Besitz und kam dann später bei der Aufteilung des Inventars in die Familie der Verstorbenen nach Bayern. Gemälde und Originalrahmen wurden vom Heimatverein dort ausfindig gemacht und finden sich heute vereint im Leo-Küppers-Haus wieder.


Bild 25 Bursche mit Pfeife
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 40 x 29 Öl / Leinwand sign. unten links

 

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Leo Küppers war im weiten Umfeld Düsseldorfs für seine Kunst als Porträtist bekannt.
Aufgrund seiner Themenwahl bei den Genres, bevorzugt Menschen im nieder-rheinischen Raum, kamen seine Kunden oft aus dieser Umgebung, um bei ihm ihre Stuben- und Gasthausbilder zu bestellen. Der reiche Bauer sah gewiss beim Atelierbesuch das ein oder andere Porträt vom feinen Stadtmenschen auf der Staffelei entstehen und der Wunsch nach dem eigenen Abbild war geweckt.
Da hat wohl der Jungbauer den Vater beim Abholen begleitet und sich auch ein Porträt bestellt. Den Auftrag hat Küppers eher mit einigem Schmunzeln angenommen und den Burschen in der Pose des jungen Spunts leicht karikiert. Die kecke Feder am Hut, den Mund gespitzt und die Backen voller Rauch schaut er den Betrachter mit großen Augen an. Selbstbewusst hält er die langstielige Tonpfeife in der Hand.
Der alte Herr wird später auch geschmunzelt haben und sich an seine Zeit erinnert gefühlt, als er bereit war in Vaters Fußstapfen zu steigen.


 

Bild 26 Alte in der Stube
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 15 x 9,5 Öl / Holz sign. unten links

 

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Eine kleine skizzenhafte Arbeit, die in Format und Thema durch Bescheidenheit glänzt. Alles, was Altersruhe und freundliche Stille ausmacht, ist hier vereint.
In diesem kleinen Bildchen schildert uns Küppers das zurückgezogene Leben der Beginen im flämischen Flandern des 19. Jahrhunderts. Diese Form des klösterlichen Genossenschaftswesens entwickelte sich besonders in den Provinzen um Brügge und Gent.
Alleinstehende Frauen und Witwen begüterter Herrschaften zogen sich in sogenannte Beginenhöfe nahe von Kirchen und Klöstern zurück. Sie versorgten ihren Haushalt selbständig, waren finanziell unabhängig und hatten oft noch selbst eine Haushaltshilfe in ihren Häusern untergebracht.
Unsere Alte hier wird in ihrem schlichten Alltagshabit porträtiert, nur die strenge schwarze Haube zeichnet sie als Begine aus. Es ist ihr wohl wichtig, sie bei frommer Bibellektüre zu porträtieren. Abgerundet wird die Situation von beschaulicher Zufriedenheit durch die Beigabe der dicken Katze auf der Bank.


 

Bild 27 Alter in der Stube
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 15 x 9,5 Öl / Holz sign. unten rechts

 

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Gleiche Rahmung, gleiches Format, gleiches Thema, so lässt sich vermuten, dass Küppers hier mit Bild 26 ein Pendant schaffen sollte.
Doch schon der erste atmosphärische Eindruck zeigt, wie unterschiedlich der Maler „das Altwerden“ dokumentiert.
Wird bei Bild 26 die Bibel als Lektüre im Alltag gezeigt, liegt hier die Tageszeitung aufgeschlagen auf dem Tisch. Ist die Katze der einzige behagliche Aspekt im frommen Haus des Alten, werden hier Tabak und Wein als „Arznei“ im Tagesablauf kredenzt. Blitzende Augen, frische Wangen und der mächtig rote Zinken im Gesicht zeigen eine Zufriedenheit, die ein verdientes Leben im Alter deutlich macht.
Wollte Küppers da Alternativen zum Altwerden aufzeigen oder wollte der Auftraggeber der Arbeiten hier jemandem eins auswischen?
Nehmen wir es, wie es ist: ein gelungenes Gegenüber zum anders Altwerden.


 Bild 28 Porträt Großvater

Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 18 x 13,5 Öl / Holz sign. unten rechts

 Bild28

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Wie bei so vielen seiner Porträtstudien gehorcht Küppers wieder seinem alten Lehrmeister Eduard von Gebhardt, dessen letzter Meisterschüler er war. Dieser hatte schon den Schritt von der klassisch schönen Abbildung hin zum spätimpressionistischen Empfinden bei der Darstellung des Sujets vollzogen.

Mit wenigen grau braunen Farbnuancen lässt Küppers den Alten aus dem dunklen Hintergrund erscheinen. Da geht es nicht um Schönheit, aber Altersweisheit schaut uns an, kluge forschende Augen blicken über den Brillenrand und wollen dem Betrachter sagen: „Ich hab’s gesehen, ich hab’s erlebt, sagt mir nichts“.

 


Bild 29 Mutter vor holländischem Kamin
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 64 x 77 Öl / Leinwand sign. unten links

 Bild29

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Wie bei Bild 30 angemerkt, erlaubt es sich Küppers gerne einmal, den gleichen Hintergrund zu ähnlichen Genreszenen zu nutzen. Hier ist es die großbäuerliche Küchenstube mit dem enormen offenen Kamin, bestückt mit alten Delfter Kacheln und den großen blau weißen Tellern, wie sie bis heute aus Delft in alle Welt verkauft werden. Ist es in Bild 30 die Stille, die in Thema und Interieur sich vereinigen, kommt hier mehr Bewegung ins Geschehen. Grob umschrieben wird dieses Genre unter „Mutterglück“ in der Kunstgeschichte vermerkt.
Küppers greift das Thema auf, wie er es auch bei vielen Museumsbesuchen in Leiden oder Delft gefunden hat. Die Mutter in seeländischer Tracht hält das Wickelkind stolz betrachtend auf dem Schoß. Der ältere Sohn kommt hinzu und trägt, es der Mutter gleichtuend, das Kätzchen hin zu ihr. Eine anheimelnde Geschichte wird im Bild erzählt, ohne Erhabenheit beabsichtigen zu wollen. Eine bürgerliche Szene im heimeligen Ambiente.


Bild 30 Strickerin vor holländischem Kamin
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 60 x 77 Öl / Leinwand, aufgezogen auf Karton sign. unten rechts

 Bild30

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Diesen prächtigen Kamin hat Küppers wohl auf einer seiner vielen Reisen in die Niederlande entdeckt und in seinem Reiseskizzenbuch festgehalten.
Das Leo-Küppers-Haus besitzt mit diesem Bild und mit Bild 29 zweimal das gleiche Interieur einer wahrhaft gediegenen holländischen Bauernstube. Hell-glänzend und mit schimmerndem Porzellan auf dem Sims dominiert der Kachelofen das gesamte Bild. Die Delfter Kacheln wurden sorgfältig gesammelt, jede eine Rarität aus den goldenen Zeiten des Beginns der Keramikindustrie in Delft des 16. Jahrhunderts.
An diesem Interieur reizte den Maler wohl die Aufgabe, die unterschiedliche Wirkung von Keramik auf den Betrachter wirken zu lassen. Abgesehen von den wenigen kupfernen Kochgerätschaften dominiert in diesem Bild die Vielfalt der Möglichkeiten, Tonwaren im täglichen Gebrauch zu zeigen. Der aufmerksame Betrachter findet mühelos bis zu zehn Tonkrüge in unterschiedlicher Form und Größe. Fußboden und Kaminumrandung sind aus gebranntem Ton. Erdfarben das Dekor. Die Strickerin in ihrer braunen Kleidung ist ebenso wenig Mittelpunkt, wie es Möbel oder Wandschmuck sind. Allein der Kamin, nicht einmal ein Feuer darin, ist hier Gegenstand der Betrachtung.


Bild 31 Hirsch
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 14 x 9,5 Öl / Holz monogr. unten rechts
rücks. Bez. 10. Oktober 1929 Hunsrück

 Bild31

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Diese kleine Tierstudie können wir im Leo-Küppers-Haus mit besonderem Stolz präsentieren. Allzu selten widmet sich Küppers Tiermalerei, mal ein Hündchen (siehe Das Schachspiel, Bild 24), mal ein paar Jagdhunde (siehe Treibjagd in den Rurauen, Bild 21) und hier, wenn auch klein, ein veritabler Hirsch vor seinem Rudel.
Dann noch der rückseitige Hinweis „Hunsrück 1929“, ein Glücksfall. Wir lesen in einem Artikel im Heimatkalender der Heinsberger Lande von 1930 in der Würdigung des Leo Küppers, dass dieser just im Jahr 1929 den Hunsrück bereiste und von dort Skizzen seiner Landschafts- und Menschenstudien mitbrachte. Erst zum zweiten Mal können wir eine Jahresangabe zur Entstehung eines Gemäldes von Küppers nachweisen, nämlich bei seinem Wassenberg Bild von 1904 (Bild 11). Jetzt hier, 25 Jahre später, gekonnt skizziert, in farbiger Stimmigkeit, ein Beispiel des deutschen Spätimpressionismus in feiner Ausführung.


Bild 32 Teppich und Palette
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Teppich (siehe Bild 24) 142x125
Palette (siehe Foto)

 

Bild32a  Bild32b 

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Das Leo-Küppers-Haus bekommt mit diesen Leihgaben aus dem Besitz der Großnichte von Leo und Klara Küppers wertvolle Ergänzung, die uns der Arbeitsweise des Malers ein wenig näher bringt.
Der Teppich, türkischer Provenienz, begleitet den aufmerksamen Betrachter der Arbeiten des Leo Küppers durch mehrere Bilder, die er geschaffen hat. So besitzt das Leo-Küppers-Haus mit dem Gemälde „Das Schachspiel“ (Bild 24) den direkten Beweis dafür, dass Küppers diesen Teppich als Requisite in seinem Atelier ständig zur Verfügung hatte. Er hat ihn hier nicht kopiert, so dass er als Versicherungsnachweis dienen sollte, sondern er hat sich von Muster und Farben inspirieren lassen und so das Grundmuster eines Orientteppichs geschaffen, wie er ihn aus den Betrachtungen der Interieurmalerei der Niederländer des 16. Jahrhunderts kannte. Der Teppich begegnet uns in der Ausstellung noch einmal in Bild 14 und dient hier als Tischbelag beim Hornisten in dessen Stube.
Nachdem uns leider die Originalstaffelei des Künstlers nicht mehr zur Verfügung steht, sie wurde nach der Küppers Ausstellung in der Filiale der Kreissparkasse Wassenberg im Juni 2005 vom Erben wieder in seinen Besitz verbracht, haben wir hier die originale Palette aus dem Künstleratelier, wie sie nach der Auflösung des Hauses Küppers in Düsseldorf-Pempelfort von den Verwandten übernom-men wurde und bislang als Erinnerungsstück in der Familie verwahrt wurde.

 


 Bild 33 Würfelspieler im Rheinhafen

Dauerleihgabe – Heimatverein Wassenberg
Maße: 79x59 Öl / LW sign. unten links

 Bild33

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Interieurs mit lokal Düsseldorfer Bezug sind bei Küppers eher selten, waren seine Motive doch spezifisch niederländisch inspiriert und waren so unverkennbares Markenzeichen für Küppers in der vielfältigen Malerszene der 20er Jahre in Düsseldorf.
Hier zieht es den Maler in eine Schifferkneipe im Rheinhafen und bietet dem Betrachter Einblick in die Welt der „Seefahrer“. Sind es doch allemal nur Rhein-schiffer, Schauerleute oder biedere Kontoristen, die sich hier zum abendlichen Würfelspiel treffen, hängt ihnen der Wirt mit der voll aufgetakelten Hansekogge an der Decke doch die Illusion zur seefahrenden Zunft zu gehören, ziemlich hoch aber sichtbar in die Stube. Das geöffnete Fenster lässt Licht in die dämmrige Stube, die Wirtin hantiert im Hintergrund in der Küche, die Schankmagd redet mit einem Gast und im Mittelpunkt des Geschehens sind die vier Männer beim Würfelspiel. Einer hat seinen Stuhl geopfert, um darauf das Spiel zu beginnen, die Würfel sind gefallen und nun wird gezählt.
Küppers schafft es, in diesem Gemälde Ruhe und Spannung, Sehnsucht nach Ferne und bodenständige Beschaulichkeit zu vereinen.

 


 

Bild 34 Der Zigarrenmann
Dauerleihgabe – Stadt Wassenberg
Maße: 31 x 24 Öl / Holz sign. oben rechts

 Bild34

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In diesem kleinen Porträt führt uns Küppers vor, wie sich echte Männlichkeit mit wenigen Mitteln vorteilhaft darstellen lässt.
In allen Zeiten wussten sich Menschen dem Gegenüber ins rechte Licht zu setzen. Wenn nicht das scharfe Wort, die Aufgeregtheit in der Debatte oder pfauenhaftes Gehabe gefragt waren, tat es auch das perfekte Accessoir, das den Mann von Welt ausmachte. Hier hat Küppers ein feines Beispiel zu präsentieren. Die ausgeprägte Kinnpartie, schmale beherrschte Lippen und herrische Augen, die zielstrebig in die Zukunft schauen, ein „Bild von einem Mann“, wie schon der Volksmund sagt. Nun kommen noch Hut und Rauchwerk hinzu, um das Bild von Männlichkeit zu vollenden. Das ist nicht der schlichte Hut, den Küppers in seinen Genreszenen gerne den Herren verpasst. Der Hut wurde garantiert auf der Kö gekauft und wurde in der Kennerszene als „der Borsalino“ erkannt. Dann noch die markante Zigarre, lässig in den rechten Mundwinkel gesteckt. Fast glaubt man, dass der Auftraggeber hier beim Betrachten seines Ebenbildes den Künstler nachträglich gebeten hat, dieses Epos von Männlichkeit damit zu überhöhen und ihm zusätzlich den Ausdruck von Weltläufigkeit zu verleihen.
Anzumerken wäre noch, dass Küppers selber ein passionierter Raucher war und sich auf Fotos und in seinem späten Selbstporträt mit Zigarre im Mund darstellte. Wenn man aber genau hinschaut, waren es eher die „billigen Stumpen“, die er bevorzugte und sich so eher den Typen seiner Kneipen- und Interieurbilder zuordnete.


 

Bild 35 Nach der Fuchsjagd
Dauerleihgabe – Stadt Wassenberg
Maße: 24 x 16 Öl / Holz sign. unten rechts

Bild35 

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Über die Internetseite des Leo-Küppers-Hauses erreichte den Bürgermeister das Angebot eines Herren aus Delmenhorst, der aus dem Nachlass seines Vaters Küppers Bilder anbot. Der Kurator des Hauses wurde informiert und erkannte in dem Bildchen eine Variante einer Rurlandschaftsidylle mit Jäger. Diesen Jäger in graugrünem Lodenmantel, Sitzstock, mit umgehängtem Gewehr, Gamaschen und flottem Jagdhut hatte Küppers schon einmal gemalt. Zur Eröffnung des Leo-Küppers-Hauses im Februar 2017 spazierte dieser Jäger, ebenfalls in Rückenansicht, durch die Ruraue, da jedoch mit Dackel an der Leine. Das Gemälde war im Besitz der alteingesessenen Architektenfamilie Andermahr und wurde am Ende der Ausstellung wieder in den Familienbesitz verbracht. Damals wurde berichtet, dass der dort abgebildete Jäger der ehemalige Wassenberger Zahnarzt Dr. Broich sei, ein passionierter Jäger, der im kulturellen Leben Wassenbergs als Heimatforscher und Buchautor weithin bekannt war. Da die Häuser der Andermahrs und der Broichs an der Burgstraße nur wenige Meter auseinanderliegen, lässt es die Vermutung zu, dass das Gemälde aus alter Freundschaft in der Familie verblieb.
Eben dieser Jäger stapft nun durch die verschneite Rurauenlandschaft dem Heimatort entgegen, wo durch Baumbestand der ansteigende Rurrand bei Wassenberg zu vermuten ist. Hier ist dem Künstler jedoch der Vordergrund wichtiger. Da schreitet der Jagdhüter in schlichter Joppe und Schirmmütze in angemessenem Abstand hinter dem Chef her, die Jagdbeute am Arm, den Triumpfzug beendend. Den Fuchs hat es erwischt, weil die schussfreie Wiesenlandschaft das Jagdglück erhöhte und der Jäger sicher den Bau des Fuchses kannte und die Witterung den roten Kerl dazu brachte, am hellen Tage auf Mäusejagd zu gehen.


 

Bild 36 Herrenrunde - Tabakskolleg
Dauerleihgabe – Heimatverein Wassenberg
Maße: 76 x 59 Öl / LW sign. rechts Mitte oben

 Bild36

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Da brauchte Leo Küppers nicht lange, um ein Vorbild zu dieser Arbeit zu finden. Tabakskollegs waren im ausgehenden 18. Jahrhundert beliebte Motive, um heitere Gelassenheit im vornehmen Ambiente zu zeigen. Ihm war sicher Adolf von Menzels großes Werk des König Friedrich II. in Sanssouci als Kopie in der Düsseldorfer Kunstakademie bekannt, wurde doch gerade hier die Berliner Tradition der Malerei ins Rheinland gebracht.
Aber höfische Pracht und Perückenidylle gehören nicht ins Rheinland und so zeigt uns Küppers hier rheinische Gediegenheit mit so oft bei ihm verborgenem Humor beim Zeichnen seiner Typen. Die beiden Herren finden sich in kargem aber vornehmen Ambiente, der Blick durchs Fenster zeigt, man befindet sich in der Altstadt, man ist also Bürger und fühlt sich wohl. Das Gespräch verläuft ruhig und es geht sicher ums Geschäft. Das ist kein Schankraum, eher das Hinterzimmer des Kontors, das sich der Chef als Herrenzimmer hat einrichten lassen. Keine Büromöbel, kein übertriebener Luxus. Der Tisch ist kärglich gedeckt, gerade mal ein Obstteller mit Früchten, Gläser und die große Tabatiere im Mittelpunkt des gemeinsamen Tuns. Hier ist der Kollege oder Partner zu einem vertraulichen Gespräch geladen, ohne Unterlagen und Zeugen. Das Gesprochene bleibt vertraulich und die Pfeifen signalisieren Verständnisbereitschaft.
Die Herren in ihren Geschäftskleidern korrekt mit Gehrock, Weste, „Vatermörder“ und Schleife ausstaffiert, schmauchen die lange holländische Tonpfeife und pusten mit Genuss den Rauch in die Luft.
In so einer Atmosphäre gedeihen die Geschäfte in partnerschaftlichem Einvernehmen.
Ein Bild, das sich mancher Geschäftsmann von Küppers bestellt hat, um es ins Kontor zu hängen.


 

Bild 37 Sehnsucht
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 60 x 45 Öl / Karton sign. unten rechts

 Bild37

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Welche Stilmittel, welche Umgebung und wie viele versteckte Hinweise braucht der Maler, um seiner Vorstellung von Gefühlsstimmungen gerecht zu werden? Diese Frage stellen sich die Künstler und schaffen mit ihren Möglichkeiten, den Betrachter zu überzeugen, oder ihn zweifeln zu lassen. Stilmittel sind dem Künstler in der Ausbildung gegeben worden, sie zu nutzen ist sein Talent. Schafft er es, eine Umgebung zu kreieren, die seinem Anliegen gerecht wird, muss er sich inspirieren lassen oder eine entsprechende „location“ suchen, wie es „neudeutsch“ bei Filmproduktionen zu erfahren ist, wenn „scouts“ aus-schwärmen, um Orte für Szenen zu finden.
Küppers greift hier in seine ihm bekannte Umgebung zurück, das ruhige bäuerliche Zuhause, geschützt mit dicken Mauern, spärlichem Hausrat und wenig dekorativem Ambiente. Der da nicht im Bild ist, hat sich überzeugend verabschiedet mit Dingen, die nicht in diese Stube passen; das sind die prächtige Porzellanvase auf dem Tisch und der verlorene Zylinder daneben.
Wohin die junge Frau schaut ist nicht zu sehen, der Blick geht eigentlich auch nach innen. Alles, was sie an Gefühlen bezeugt, müssen Accessoires in die Staffage bringen. Da ist der Vogelkäfig mit dem Vogel, der seine Freiheit außer-halb der Stäbe und der Fensterscheibe sucht, der kleine Blumentopf mit wenigen Blüten teilt sich seinen Platz mit dem stacheligen Nachbarn, dem Kaktus. Das Kätzchen auf dem Schoss der Frau verrät schließlich diese eindrucksvolle Stimmung sehr genau. Die Sehnsucht nach dem Verlorenen, der Versuch, Trost im zutraulichen Kätzchen zu finden, Küppers hat die komplette Palette künstlerischen Könnens in diesem kleinen Meisterstück verarbeitet.


Bild 38 Blume am Fenster
(Perspektivenstudie)

Dauerleihgabe – Heimatverein Wassenberg
Maße: 50 x 40 Öl / LW sign. unten rechts

 Bild38

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Dieses recht unscheinbare Bildchen kam über den Auflösungshandel in das Leo-Küppers-Haus und wurde hier als eines der frühesten Arbeiten von Leo Küppers erkannt. Die Qualität der Arbeit sowie das Motiv lassen darauf schließen, dass der junge Kunststudent das Werk als „Mappenarbeit“, d. h. zur Aufnahme in die Akademie malte, oder aber als Akademiearbeit im Sinne von perspektivischem Malen vom Lehrer vorgegeben wurde.
Die Signatur unten rechts ist noch so ungelenk, dass nichtkundige Betrachter an der Authentizität des Bildes zweifeln mögen. Das Leo-Küppers-Haus besitzt allerdings mit der Arbeit Bild Nr. 20 „Der Ratsherr“ eine ebenso junge Arbeit von Küppers mit ähnlicher Signatur, so dass wir mit der Herkunft des Bildes schließen können, dass beide Arbeiten lange Jahre im Fundus des Künstlers gelegen haben, ehe sie nach dem Tode der Ehefrau von Küppers in den Nachlassverkauf gerieten. Dabei wurde der Ratsherr innerhalb der Familie weitergegeben und letztlich dem Leo-Küppers-Haus zugeführt.
Das ungewöhnliche Thema, eine leere Fläche so zu gestalten, dass Tiefe des Raumes, diagonale Seitenbegrenzung, Absprung in den Untergrund herausgearbeitet werden, kann nur akademisch erklärt werden. So hat diese einsame Bromelie in ihrem Topf auf der kahlen Fensterbank sicher mehr als hundert Jahre warten müssen, um endlich im Haus ihres Meisters wieder zu erblühen. Pflanze und das hinten aufgestellte Heft mit Eselsohren lassen den Trotz des jungen Künstlers erahnen, diese trostlose Komposition fertigen zu müssen.

 


Bild 39 Der Seminarist
Dauerleihgabe – Privatbesitz
Maße: 60 x 50 Öl / LW sign. unten links

 Bild39

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Da sitzt er nun, der junge Seminarist – reisefertig gekleidet noch in den Kleidern aus dem wohlhabenden elterlichen Haus – dem roten Schoßrock und dem schwarzen, mit einem Seidenband umwundenen Haarhut, der Kniebundhose und den weißen Seidenstümpfen – so wie er vor vier oder fünf Jahren als eben mal fertiger Abiturient ins Kolleg gekommen ist – in der Absicht, sich auf ein Leben in der Fremde vorzubereiten.

Das Interieur und die Aussicht durch das große Fenster auf die mächtige zweitürmige Basilika lassen uns wissen, dass hier die Situation in klösterlicher Umgebung Thema der bildlichen Gestaltung ist. Wusste Leo Küppers doch aus seinen vielen Begegnungen mit Menschen im ländlich niederrheinischen Raum und auch aus seiner Herkunft im katholisch christlich geprägten Wassenberg, wie die Wege junger Männer oft verliefen, waren sie nicht Erstgeborene auf dem Hof oder nicht willens, in Administration oder Handel zu gehen.

Hier erzählt uns Küppers sehr einfühlsam den Lebensweg des jungen Mannes, aus betuchter Familie kommend, auf ein Leben in der Fremde, wohl als Missionar oder Lehrer in der weiten Welt. Küppers gibt viele Hinweise auf die Situation, in der sich dieser junge Mensch am Ende seiner Ausbildung befindet. Die behütete, traute Umgebung seines Studierzimmers ist perfekt dargestellt. Beginnend mit dem fein säuberlichen Plattenboden des Zimmers, dem großen Fenster mit Butzenscheiben, dem Vorhang sonnenbeschienen und dem herrlichen Feldblumenstrauß auf der Kommode vor dem Fenster. Auf der Stirnseite des Zimmers nur angedeutet die große Skulptur eines Heiligen mit Wanderstab. Wer denkt nicht an den Hl. Jakobus? Da bringt uns der Maler natürlich auf den richtigen Weg. Hier wird Abschied genommen, hier macht einer sich auf den Weg. Was hängt da neben dem Heiligen, natürlich eine Wandkarte, wie wir sie aus dem Schulunterricht des 19. und 20. Jahrhunderts kennen. Dieses Rollbild ist schmal und lang, lässt uns das an Südamerika denken? Darunter der Globus, wohl ein Geschenk noch von Zuhause. Dann daneben – die Reisetruhe. Der Deckel weit geöffnet. Man sieht hinein, da ist noch Platz. Der junge Mann sitzt aufrecht auf seinem Stuhl, betrachtet ein Bild auf einem Blatt Papier, vielleicht eine Ansicht der Stadt, in der er bald seine Arbeit finden wird. Viel Ungewissheit für den Seminaristen, spannende Bildlektüren für uns Betrachter.

Ein Stück Kulturgeschichte bildhaft festgehalten.

 

Von Angelika Hahn

Den regelmäßigen Spaziergang an der Rur, Bürgermeister Manfred Winkens aus Ophoven mag ihn nicht missen, ebenso sieht es Heimatvereins-Vorsitzender Walter Bienen. Die Auenlandschaft präge die Region. Auf besonders große Resonanz stieß im Spätsommer denn auch die Ausstellung über „Die Ruraue – im Blick der Maler und Fotografen“ im Wassenberger Bergfried. Daher entschloss sich der Heimatverein, eine Auswahl von Werken der Schau im Jahreskalender 2020 zu veröffentlichen. Die Redakteure des Kalenders, Vorsitzender Walter Bienen, Fotograf Hans-Josef Jansen und Küppers-Haus-Kurator/Sammler Walter Kurzweg haben eine Mischung aus aktuellen Arbeiten und Bildern verstorbener Chronisten der Wassenberger Landschaft zusammengestellt. So finden Heimatfreunde Fotos, Zeichnungen und Gemälde unterschiedlicher Stilistik vereint.

Walter Brehl und Walter Bienen vom Heimatverein präsentieren mit Bürgermeister Manfred Winkens und Fotograf Hans-Josef Jansen (v.l.) den neuen Kalender. Foto: Angelika Hahn
Walter Brehl und Walter Bienen vom Heimatverein präsentieren mit Bürgermeister Manfred Winkens und Fotograf Hans-Josef Jansen (v.l.) den neuen Kalender. Foto: Angelika Hahn

Das Titelbild „Blick ins Rurtal“ ist ein duftiges Aquarell des bekannten Lövenicher Künstlers Will Völker (1921-1998) von 1950. Aufgenommen wurden natürlich auch Gemälde und Grafiken des Wassenberger Künstlers Leo Küppers (1880-1946), dessen Geburtshaus heute als Galerie seiner Arbeiten geführt wird, und Paul Wollenweber (1920-1980), der in der Stadt auch als Architekt Spuren hinterließ. Jean Grothe (1865-1926) ist mit „Heuernte in der Aue“ aus dem Küppers-Haus und dem das Bürgermeisterbüro im Rathaus zierenden „Blick auf Wassenberg aus der Ruraue“ vertreten. Grothe und Küppers waren beide der bekannten Düsseldorfer Malerschule verbunden. Das Küppers-Gemälde „Treibjagd in der Aue“ hat die Stadt übrigens vor zwei Monaten erst fürs Küppers-Haus erworben.

Die Wolfhager Mühle in Karken-End zeigt ein Gemälde des verstorbenen früheren Kunstlehrers am Heinsberger Gymnasium, August Lentz. An ihn erinnert sich Bürgermeister Manfred Winkens noch gut: „Er war mein Kunstlehrer um 1960.“ Das 1947 gemalte Bild nannte Lentz „Kartoffelbild“, weil es kurz nach dem Krieg dafür statt Geld Kartoffeln gab. Heute hängt es in der Wolfhager Mühle. Zu den vertretenen heimischen Malern zählt noch der Arsbecker Hubert Plücken, der das stimmungsvolle Bild „Altarm der Rur bei Orsbeck“ beisteuert.

Die aktuelle Fotografie ist mit Landschaftsstudien von Eric Hermanns und Hans-Josef Jansen vertreten. Der Heinsberger, schon mehrfach bei Schauen im Bergfried vertreten, gehörte auch zum Redaktionsteam für den Bildkalender. Sein „Abendrot über verschneiter Ruraue bei Kempen“ prägt als fantastische Farb-Licht-Studie das Dezember-Blatt.

Der Kalender, in einer ersten Auflage von 100 Stück herausgegeben (Nachdruck möglich), ist für 15 Euro erhältlich in den Wassenberger Geschäften „Tintentake“/Oberstadt und Media Ecke/Graf-Gerhard-Straße sowie im Naturpark-Tor am Pontorsonplatz.

Quelle: RP vom 6. November 2019

Wassenbergs Heimatverein baut das Informationsangebot in der Altstadt aus. Wissenswertes an „Het Jaastes" angebracht.

Brachten die neue Info-Tafel an (v.l.): Walter Bienen, Ehepaar Lentz, Wolfgang Odenthal und Sepp Becker. Foto: Walter Brehl
Brachten die neue Info-Tafel an (v.l.): Walter Bienen, Ehepaar Lentz, Wolfgang Odenthal und Sepp Becker. Foto: Walter Brehl

Die Beschilderung von historisch bedeutenden Gebäuden im Altstadtbereich von Wassenberg ist durch den Heimatverein fortgeführt worden. Das Gebäude „Het Jaastes“ war demnach schon vor 1317 das „Gasthaus St. Nikolaus“, ein Hospital und Armenhaus für bedürftige Bürger. Im Jahr 1764 wurde das alte Gebäude jedoch abgebrochen. An gleicher Stelle wurde stattdessen ein geräumigeres, spitzgiebeliges Haus errichtet, das dort bis heute noch steht. Es befindet sich an der Kreuzung von Graf-Gerhard-Straße und Am Buir. Dort brachten Vorsitzender Walter Bienen, Ehepaar Lentz, Eigentümer Wolfgang Odenthal und Ehrenvorsitzender Sepp Becker jetzt eine neue Tafel an.

Die Abbildung auf der Tafel zeigt eine Zeichnung von August Lentz, dessen Sohn und Schwiegertochter bei der Enthüllung zugegen waren.
Die Abbildung auf der Tafel zeigt eine Zeichnung von August Lentz, dessen Sohn und Schwiegertochter bei der Enthüllung zugegen waren.

Die Maueranker im Giebel des Gebäudes erinnern noch heute an das Baujahr 1764. Die neue Infotafel erinnert nun darüber hinaus an die Geschichte in den Jahrhunderten zuvor, als an selber Stelle ein Armenhaus gestanden hatte.

Dazu heißt es: „In der früheren Zeit hat es eine Verbindung zwischen der Bruderschaft St. Jöres (St. Georg) und dem Armenhaus gegeben. Bürgermeister und Propst führten hier in der Regel die Aufsicht. Nahrungsmittel und Kleidung wurden an die Bedürftigen verteilt. Der Gasthausmeister, auch Armenhausmeister genannt, war eine Art Herbergsvater. Er kontrollierte das Leben im Haus und führte die Verteilungen der Spenden durch.“


Quelle: RP vom 4. September 2019

Wassenberg gehört zu den ersten Städten deutschlandweit, die Stadtführungen über eine Augmented-Reality-App anbieten. Ritter Gerhard entführt ab November zurück ins Jahr 1420.

Von Kurt Lehmkuhl

Der virtuelle Ritter Gerhard ist Teil einer sogenannten Augmented-Reality-App, mit der Smartphone-Besitzer künftig Wissenswertes über historisch bedeutende Stätten in Wassenberg erfahren können. Annika Schmitz (v.l.), Walter Bienen, Walter Brehl, Ben Koch und Rainer Martin stellten das Angebot vor. Geschichtlich werden mit Ritter Gerhard für Wassenberg wichtige Adelsherrscher aufgegriffen. Foto: Renate Resch
Der virtuelle Ritter Gerhard ist Teil einer sogenannten Augmented-Reality-App, mit der Smartphone-Besitzer künftig Wissenswertes über historisch bedeutende Stätten in Wassenberg erfahren können. Annika Schmitz (v.l.), Walter Bienen, Walter Brehl, Ben Koch und Rainer Martin stellten das Angebot vor. Geschichtlich werden mit Ritter Gerhard für Wassenberg wichtige Adelsherrscher aufgegriffen. Foto: Renate Resch


Über einen neuen, wenn auch nur virtuellen Kollegen freut sich Walter Bienen, der für den Heimatverein durch die geschichtsträchtige Stadt Wassenberg führt: Ritter Gerhard bietet ab dem ersten Novemberwochenende Unterstützung bei den Bemühungen des Heimatvereins und der Stadt Wassenberg, Bürgern und Besuchern die Geschichte der Stadt näherzubringen. Ritter Gerhard führt die Interessierten zurück in das Wassenberg anno 1420.

Der virtuelle Ritter ist Teil einer sogenannten Augmented-Reality-App (AR). Mit dieser Applikation, die sich jeder Smartphone-Besitzer aus dem Internet auf sein Gerät laden kann, kann der Nutzer Wissenswertes über verschiedene historisch bedeutsame Stätten in Wassenberg erfahren. Am Beispiel der Burg machten Annika Schmitz, Geschäftsführerin der Kunst, Kultur und Heimatpflege Wassenberg gGmbH, und die Entwickler der Anwendung, Ben Koch und Rainer Martin von der Gesellschaft EXIT3D, bei der Präsentation des elektronischen Stadtführers deutlich, wie die Sache funktioniert: Über die App meldet der Nutzer sein Interesse an Informationen über die Burg an. Auf seinem Bildschirm erscheint nach der Eingabe eines Codes die Burg in der realen Zeit und nach einem Klick davor der virtuelle Ritter Gerhard. Rund 40 Sekunden lang berichtet er Wissenswertes über das Gemäuer und dessen Geschichte. „Das ist dann der Einstieg in die Historie“, erläuterte Annika Schmitz. „Wer mehr als diese Grundinformation haben möchte, kann sich dann bei einer Stadtführung mit mir oder einem Kollegen oder anhand der Literatur mehr Wissen holen“, ergänzte Bienen. Neben der Burg sind der Bergfried, das Rosstor und der Verlorenenturm auf diese Weise erlebbar.

Auf die Idee für diese Form der Informationsvermittlung ist Schmitz bei einem Besuch in Solingen gekommen, wo EXIT3D diese AR-Methode auf Schloss Burg zum ersten Mal anwandte. „Es ist spannend, Stadtgeschichte in kurzen Sequenzen zu präsentieren“, erkannte Schmitz. Schnell konnte sie die Stadt Wassenberg und den Heimatverein dafür gewinnen, sich an dem Projekt zu beteiligen. „Wassenberg ist somit eine der ersten Städte deutschlandweit, in der Augmented-Reality bei Führungen praktiziert wird“, sagte Koch. Mit der modernen digitalen Form könnten auch junge Leute eingebunden werden, die herkömmlichen Führungen eher zurückhaltend gegenüberstünden.

Mit dem Heimatverein wurden markante Gebäude ausgewählt, der Heimatverein lieferte die Texte, die von Koch und Martin in die für Ritter Gerhard passende Form gebracht wurden. „Jetzt sind wir alle gespannt, wie es laufen wird“, sagte Martin. Man werde Erfahrungen sammeln, vielleicht noch ein paar Änderungen vornehmen und möglicherweise die Zahl der Besuchsorte vergrößern. Immerhin gibt es zehn unterschiedliche Themenführungen mit 65 für Wassenberg wichtigen Punkten, wie Bienen meinte.

Das Datum anno 1420 ist nicht willkürlich gewählt. Seither gibt es den Bergfried Wassenberg, der im nächsten Jahr seinen 600. Geburtstag feiert, sagte Heimatvereinsmitglied Walter Brehl, die App mit der virtuellen Zeitreise sei im Vorgriff das erste Geschenk. Ob es bei dieser AR bleibt, ob sie erweitert wird oder es im nächsten Schritt sogar eine virtuelle Realität gibt, bei der Besucher durch das historische Wassenberg laufen, bleibt abzuwarten und ist auch eine Frage der Finanzen.


Quelle: RP vom 25. Oktober 2019


INFO
Zeitreise ist ab dem 2. November möglich
Projektstart Ab dem 2. November lädt Ritter Gerhard zur Zeitreise durch Wassenberg ein. Die Codes zur Aktivierung der Applikation „WassenbergAR“ sind an den jeweiligen Standorten oder unter www.wassenberg.de/anno1420 abrufbar. Zum Auftakt gibt es am 2. November ab 16 Uhr und am 3. November ab 14.30 Uhr Stadtführungen mit Halt an den vier AR-Stationen. Treffpunkt ist an Burg Wassenberg.

Projektkosten Die Kosten für das aktuelle Projekt von rund 7500 Euro konnten dank der Stadt, der gGmbH, des Heimatvereins und des Entgegenkommens der EXIT3D-Gesellschaft gestemmt werden.

Geschäfts-, Fahrten- und Spendenkonto des Heimatvereins Wassenberg e.V.:  
Kreissparkasse Heinsberg ● IBAN DE03 3125 1220 0002 2043 60 ●  BIC WELADED1ERK